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    Heidegger und die Gruppendynamik

    Marta (charmant und sexy Newcomer Isabella Ragonese) ist examinierte Philosophin mit Summa Cum Laude und arbeitet in einem Call Center. Das ist weißgott Stoff für eine Komödie mit viel Klamauk oder für eine überdrehte Sozialsatire. Regisseur Paolo Virzi schafft beides, aber mit Niveau, weil immer wieder anrührende menschliche Aspekte mit hineinspielen. Manche Figuren, Martas Freunde zum Beispiel, sind ein echter Witz, im Grunde aber eigentlich arme Säue, denen man mit schmunzelndem Mitleid begegnen muss. In diesem kollektiven Psychodrama ist der Erfolgsdruck in der Firma MULTIPLE enorm. Es wird gemoppt und gefeuert, es geht auch lustig und lebhaft zu. Und immer wieder schimmert ein ernster Hintergrund durch. Vieles ist ja wirklich Realität: wie die gruppendynamischen Übungen vor Arbeitsbeginn. Ein Ausraster geht dann allerdings mit seiner Tragik unter die Haut und ein heißes Nümmerchen im Auto sorgt für Lacher. Und auch der zwischenmenschliche Bereich pendelt zwischen Klamotte mit Stutenbissigkeit und befreienden Tränen an der Schulter einer lieben alten Kundin. Manche Szenen sind grotesk, Mord und Verhaftung fallen da etwas aus dem Rahmen, werden aber nicht notwendigerweise vertieft und durch die Beach Boys bzw. Doris Day aufpoliert. Mutters Tod mit Auferstehung und einem Tänzchen unterstreicht die Leichtigkeit dieser Inszenierung. Und Marta schafft es! Das ist auch gut so, denn ihr ganzes Leben liegt noch vor ihr.
    Gute Unterhaltung, die den Ernst des Alltags nie ganz aus den Augen verliert.
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    31.05.2012
    19:57 Uhr