Diese für seine Zuseherinnen und Zuseher sichtbar zu machen, ist Michael Hanekes große Stärke, der er sich noch in allen Filmen, die ich von ihm kenne, reichlich bedient, und das meisterhaft. Es ist nicht das, was man sieht, sondern was man nicht sieht, das einen ausweglos dazu zwingt, hinzuschauen. In jedem Hollywood-Film wären Szenen, in denen sich 30,40 Sekunden lang die Einstellung nicht verändert, undenkbar bzw. würden sie den Film sofort lächerlich machen.
Nicht so bei Haneke. Mit beinahe gnadenloser Geduld entfaltet er seine Story, um sie schließlich in einer nüchternen, aber detailliert dargestellten Selbstmordszene wie eine übervolle Wasserbombe platzen zu lassen. Wir, das Publikum, erleben alles mit: die Verwirrung, die Unsicherheit, die Angst um den verloren geglaubten Sohn bis hin zur Verblüffung im Augenblick, als das Unerwartete passiert.
Bis hin zum Ende, das fast ein wenig unerwartet kommt, läßt einen die Geschichte nicht los. Weil sie jedem und jeder von uns passieren könnte ... Ein typischer Haneke, handwerklich in seinem Genre beispielhaft, perfekt. Benny's Video war aber noch um eine Spur dichter.