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    Eine sympathische medienumgreifende Liebeserklärung an das Horrorgenre

    Eldritch Advice
    Don Mancini hat für Horrorfans einen besonderen Stellenwert, schließlich schuf er mit „Chucky – Die Mörderpuppe“ einen Charakter, dessen Geschichte selbst heute noch nicht abgeschlossen ist, und der mit der letztjährigen Neuverfilmung „Child’s Play“ darüber hinaus sogar einen alternativen Handlungsbogen geschenkt bekam. Doch die Geschichte um die von einem Mörder beseelten Puppe war nicht Mancinis Erstlingswerk. Kurz davor schrieb er unter dem Pseudonym Kit Du Bois das Drehbuch zum Film „Cellar Dweller“, der im deutschsprachigen Raum den wesentlich reißerischen Titel „Underground Werewolf“ erhielt. Verfilmt wurde der Stoff von einer weiteren Horrorlegende, dem 2019 leider verstorbenen John Carl Buechler (Troll, Jason im Blutrausch). In den Kinos dieser Welt suchte man diesen Film aber vergeblich, da er lediglich Direct-to-Video veröffentlicht wurde und schon kurz danach in Vergessenheit geriet. Erst im letzten Jahrzehnt, wurde „Underground Werewolf“ durch den US-Publisher „Scream Factory“ neues Leben eingehaucht. Seit geraumer Zeit ist der Film auch im deutschsprachigen Raum in den verschiedensten Editionen erhältlich.

    Colin Childress, der bekannte Comickünstler der Horrorreihe „Cellar Dweller“, versucht seine nächste Ausgabe etwas aufzupeppen und nimmt dafür ein okkultes Werk als Referenz. Blöd nur, dass es sich dabei um ein echtes Grimoire handelt. Als die von Childress gezeichnete Geschichte zum Leben erwacht, versucht der Künstler seinem Werk mit Feuer Herr zu werden, doch findet in der von ihm entfachten Feuersbrunst selbst den Tod. Dreißig Jahre später bemüht sich die aufstrebende Künstlerin und Childress-Fan Whitney Taylor den „Cellar Dweller“ Titel wieder aufleben zu lassen. Dafür begibt sie sich in das Kellerstudio, in dem ihr Idol verstarb. Dort findet sie nicht bloß seine letzte Geschichte, sondern ebenfalls sein Grimoire.

    Ich muss sagen … diese Produktion kombiniert meine zwei großen Lieben: Filme und Comichefte.

    Bei einem Buechler-Film war eines stets gewiss: egal wie gering das Budget des Films war, die Spezialeffekte waren dennoch überzeugend. „Underground Werewolf“ bildet hierbei keine Ausnahme und ist ein regelrechter Augenschmaus der Alten Schule. Comickenner werden sogar doppelt belohnt, denn die im Film von Childress geschaffenen Zeichnungen stammen von Frank Brunner, der in den 70er-Jahren für einige meiner liebsten „Red Sonja“ und „Conan“ Covermotive verantwortlich war. Es ist klar ersichtlich, dass dieser Film ein Sammelsurium von Liebeserklärungen an sein Genre ist. Aufmerksame Seher werden für ihr geschultes Auge mit einer Fülle an Easter Eggs belohnt. Obwohl diesem Werk etwas Heavy Metal gut zu Gesicht stehen würde, habe ich nichts am äußerst gelungenen Soundtrack von Carl Dante zu bemängeln. Stimmungsmäßig geht dieser in die Richtung „Re-Animator“. Interessanterweise war Charles Band, der Bruder des für den „Re-Animator“ Soundtrack verantwortlichen Richard Band, einer der Produzenten von „Underground Werewolf.“

    „Underground Werewolf“ kann man viele großartige Attribute zuschreiben, die Qualität der Besetzung überragt diese dennoch alle. Es ist stets ein gutes Zeichen, wenn ein Horrorfilm mit einem Cameo-Auftritt der Genre-Ikone Jeffrey Combs beginnt. Für die kurzlebige Rolle von Colin Childress hätte man keine bessere Wahl treffen können. Ebenso gelungen ist die Besetzung von Debrah Farentino als die Protagonistin Whitney Taylor. Ich weiß zwar nicht ob sie in ihrer Freizeit Comichefte liest, aber die Faszination ihres Charakters für dieses Medium wirkt äußerst authentisch und sympathisch. Als Comicfan fällt es einem daher durchaus leicht sich ein klein wenig in Whitney zu verlieben. Weiters punktet „Underground Werewolf“ mit einer Spätrolle der fantastischen Yvonne De Carlo. Ältere Semester und Horrorfreunde kennen diese noch als die originale „Lily Munster“ aus der TV-Serie „The Munsters“.

    Ist dieser Film eines freitäglichen Filmabends würdig?

    „Underground Werewolf“ erfüllt alle Voraussetzungen eines Horrorfilms aus den 80er-Jahren und weist daher keine größeren Mängel auf. Mein einziger Kritikpunkt ist, dass das Drehbuch nicht wirklich als spielfilmfüllend bezeichnet werden kann. Obwohl der Film mit 80 Minuten äußerst kurz ist, wirken manche Szenen im Mittelteil doch etwas schablonenhaft und sich wiederholend. In einem Serienformat wie „Geschichten aus der Gruft“, wären die Stärken des Drehbuchs, die klar im Beginn und dem Ende liegen, noch besser zur Geltung gekommen. Dennoch fühlt sich „Underground Werewolf“ zu keinem Zeitpunkt langweilig an. Dafür sorgt mitunter die kreative Art und Weise mit der die Panels des Comicheftes in die blutigeren Szenen dieses Werks integriert wurden.

    „Underground Werewolf“ ist nicht bloß ein Liebesbrief an die Horrorgeschichten des klassischen US-Publishers „EC Comics“, sondern mehr als das eine Ode an das gesamte Genre sowie die unbändige Macht der Fantasie. Trotz seines bittersüßen Endes, erfüllt einem dieses Werk mit einer gewissen Heiterkeit. Insbesondere Horrorfans, die sich für beide im Film präsentierten Medien interessieren, werden danach ein wohliges Gefühl in der Magengegend haben. Keinesfalls möchte ich soweit gehen und behaupten, dass eine Sichtung von „Underground Werewolf“ ein lebensveränderndes Ereignis ist, sehr wohl ist dieser Film aber eines, eines freitäglichen Filmabends würdig!
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    14.02.2020
    22:19 Uhr