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53.8% Bewertung
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    Wonder Woman vollbringt Wunder

    Eine nette Fantasy Schmonzette kommt in einem historischen Outfit daher. Während des 1. Weltkrieges verschlägt es den britischen Spion Steve Trevor (Chris Pine) auf eine unbekannte Insel, auf der sich ein Amazonenstaat etabliert hat. Hier regiert die Königin Hippolyta (Connie Nielsen). Sie konzentriert sich vor allem auf ihre Tochter (Titelfigur Diana Prince genannt, alias Gal Gadot). Zeitsprünge sind kein Problem, da der Plot Zeit und Raum mühelos überwindet. Und wenn man es mit der Historie nicht so genau nimmt, kann man bei diesem Film herrlich chillen. Nach anfänglichen Überraschungen bleibt die Spannung recht moderat, erlaubt sogar gelegentlich einen Schmunzler über Fortpflanzung oder Modeerscheinungen. Wonder Woman und Trevor werden ein Liebespaar, wobei sie ihre sexuellen Vorlieben lediglich ironisch diskutieren. Es folgt der Kleidereinkauf in London. Bevor der große Showdown kommt, in dem uns die Herkunft von Wonder Woman als Comic Figur in aufwendigen Stunts und Animationsszenen verdeutlicht wird, mogelt sich das Drehbuch marginal mit verwirrenden Aussagen um historische Figuren herum. So kämpft Diana erst gegen Ares (David Thewlis), (den griechischen Kriegsgott), dann gegen Ludendorff (Danny Huston), natürlich auch gegen Hindenburg (Rainer Bock). Allein durch die Beseitigung der Obersten Heeresleitung des Deutschen Reiches gewinnt sie den Weltkrieg quasi im Alleingang, zumindest einen Waffenstillstand gibt’s angeblich. Am Ende kommt noch zwecks Niveaulifting philosophischer Tiefgang dazu. Es ging Diana immer nur um Wahrheit und Liebe. So bleibt dem Zuschauer das Happy End erspart. Diana verdrückt nur ein paar Tränchen vor Trevors Bild. Warum nicht!?
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    26.02.2023
    09:27 Uhr
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    Viel besser als erwartet

    Ich muss zugeben, dass ich den Film viel besser fand als erwartet angesichts der vielen ziemlich negativen Kritiken vorab. Ja, er hat seine logischen Lücken, ja es gibt dazwischen immer wieder "Who cares?"-Szenen, mit denen er Film sehr viel seiner Laufzeit erzeugt. Aber andererseits hat z.B. Hans Zimmer großartige Arbeit geleistet und für Wonder Woman die optimale musikalische Kulisse komponiert. Erfreulich diesmal kein bloßer Klangteppich wie bei "Dunkirk", sondern laute, kräftige, aber echte Musik. Das Hauptthema geht sogar fast als Ohrwurm durch, so schwer kriegt man es aus dem Kopf. Gal Gadot und auch Chris Pine haben mich in dem Setting des Filmes trotz dick aufgetragenem Pathos und Kitsch überzeugt. Wenn man den Film versäumt, entgeht einem doch etwas. Am meisten fehlte mir aber der Kinosaal, die große Leinwand und die ordentliche Soundanlage, der Geruch von Popcorn und das Gefühl im Kino zu sein, Heimkinoanlage mit Dolby Atmos zum Trotz.
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    21.02.2021
    21:03 Uhr
  • Bewertung

    Wonder Woman trifft Tomb Raider trifft Hallmark Channel

    Exklusiv für Uncut
    „Wonder Woman 1984“ oder kurz „WW84“ ist die Fortsetzung von „Wonder Woman“ aus dem Jahr 2017 erneut unter der Regie von Patty Jenkins. Gal Gadot schlüpft abermals in ihre Rolle als Diana Prince bzw. Wonder Woman, und muss sich dabei Kristen Wiig als Barbara Minerva/Cheetah und Pedro Pascal als Maxwell Lord stellen. Chris Pine kehrt als Steve Trevor zurück. Die Laufzeit von zwei Stunden und dreißig Minuten wirkt sich sowohl für als auch auch gegen den Film aus, je nachdem wie sehr einem das Gezeigte über die zahlreichen Probleme hinwegsehen lässt. WW84 ist ein Werk mit Licht und Schatten, was zu einem sehr polarisierenden Filmerlebnis führt. Der Film beginnt mit einer Rückblende und Rückkehr nach Themyscira, wo wir die junge Diana bei einem Wettkampf beobachten. Ihre Erfahrung, die sie im Laufe dieses Bewerbs sammelt, ist sogleich das Leitthema von WW84, der Umgang mit Niederlage und Verlust. Nach diesem Prolog wird das Jahr 1984 als Setting etabliert.

    Dieser historische Zeitrahmen stellt meinen ersten Diskussionspunkt dar, da bereits der Titel des Films seine Bedeutung impliziert. Das Geschehen in WW84 spielt während des Kalten Krieges, aber vermag es nicht die Atmosphäre dieser Zeit glaubhaft zu vermittelt, wie es etwa „X-Men First Class“ (2011) gelang. Die Vermischung einer realen Bedrohung mit der Darstellung einer idealisierten Version der Popkultur der 80er-Jahre funktioniert ebenfalls ganz und gar nicht, da diese beiden Welten narrativ viel zu weit voneinander entfernt liegen. In dieser Hinsicht kann der Film seine historisch spezifischen Spannungen weder erkennen noch verankern. Wer in WW84 Bezüge auf aktuelle gesellschaftspolitische Ereignisse sucht, wird diese auch in einem minimalen Ausmaß finden, was aber hauptsächlich auf der Tatsache beruht, dass sich das Verhalten von Politik und Politikern in den Jahren seit dem Zweiten Weltkrieg oder Kalten Krieg kaum oder nur wenig verändert hat.

    Die etlichen Handlungslücken sowie Ungereimtheiten wären mit etwas mehr Nachforschung und -kontrolle zu vermeiden gewesen. Ich bin mir nicht sicher was schlimmer ist: davon auszugehen, dass das Testpublikum dumm genug war, diese zu übersehen, oder, dass das Studio Feedback erhalten aber ignoriert hat. In dieser Hinsicht ist sich der Film leider selbst sein größer Feind, da diese Handlungslücken und Ungenauigkeiten die Sicht des Publikums auf das Gezeigte erheblich beeinflussen.

    Kleinere Probleme, aber dennoch Probleme, sind die Actionszenen und bis zu einem gewissen Grad die Effekte. Die Stunts sind eher bodenständig und wenig spektakulär, während der visuelle Stil wohl nicht jedermanns Geschmack ist. Persönlich fand ich weder den Kampfstil noch seine künstlerische Interpretation optisch ansprechend. Wer den Film aufmerksam verfolgt, erkennt leicht die Übergänge zwischen den realen Stunts und digital produziert Sequenzen.

    Positiv hervorzuheben ist, dass die Motivationen von Barbara und Maxwell sehr nachvollziehbar sind, weil sie auf Ablehnung und Sehnsucht nach Anerkennung beruhen. Petro Pascal und Kristen Wiig meistern mit großartigen Darbietungen diese Interpretation der bekannten Schurken aus den DC Comics. Insbesondere Wiigs Barbara/Cheetah gelingt es oft Diana/Wonder Woman zu überschatten. Dies ist jedoch keine Kritik, und unterstreicht nicht bloß Barbaras und Cheetahs Großartigkeit, sondern zeigt ebenfalls, wie sehr Diana sich als Freundin um Barbara kümmert, und dabei ihr Alter Ego ruhen lässt.

    Die Leistung von Gadot entspricht ungefähr jener des vorherigen Films, was durch den Drehbuchfokus auf Dianas charakterliche Entwicklung hervorgehoben wird. Gleichzeitig gibt dies Chris Pines Steve mehr Zeit eine Beziehung zu Diana aufzubauen. Folglich sind seine Gespräche mit Diana wesentlich tiefgründiger als im Vorgängerfilm. Dies zeigt sich auch im Humor, der nun nicht nur erwachsener, sondern zudem nuancierter wirkt. Hoffentlich ist dies ein Zeichen dafür, dass Filmemacher und Produzenten Superheldenfilme nicht mehr mit einer Art von Humor übersättigen, die nur auf das Wesen einer geringen Anzahl von Charakteren zutrifft. Dennoch fanden einige charakterspezifisch unpassende Witze ihren Weg in den Film, was zeigt, welchen Einfluss die Produktionsfirma auf ein Drehbuch haben kann.

    Das Ende eines jeden Films stellt einen Diskussionspunkt dar, und WW84 ist hierbei keine Ausnahme. Viele Streitgespräche über die Qualität dieses Films werden sich höchstwahrscheinlich vor allem darauf konzentrieren. Durch das eher sentimentale und klischeebeladene Ende, verliert der Film an Konstanz. Meiner Meinung nach wirkt sich dies nicht negativ auf das Gesamterlebnis aus, wenn man den Film bis zu diesem Zeitpunkt genossen hat. Wer WW84 jedoch bereits vor seinem Finale nicht unterhaltsam fand, wird in diesem keine Rehabilitation finden. Die Sentimentalität von WW84 unterscheidet den Film von vielen anderen Superheldenfilmen, was sich auch in den Konklusionen der Handlungsbögen der jeweiligen Charaktere widerspiegelt. Persönlich finde ich dies erfrischend und nicht als Negativaspekt, da alle Enden einen Bezug zum Beginn des Film und seinem Leitthema haben.

    WW84 befasst sich mit einem ähnlichen Problem, mit dem auch die Konkurrenz bei Marvel in „Avengers: Infinity War“ (2018) und „Avengers: Endgame“ (2019) konfrontiert war, da auch Diana einen persönlichen Verlust erlitten hat und diesen zunächst nicht akzeptiert. In diese Fall steht die Idee, die hinter dem Charakter von Wonder Woman steckt auf dem Spiel. Zusammenfassend würde ich diesen Film als Wonder Woman trifft Tomb Raider trifft Hallmark Channel beschreiben, eine Kombination, die mir persönlich behagt. Ob Studios so viel Geld in eine Produktion stecken sollen, wenn sie dabei die Intelligenz ihres Publikums mit offensichtlichen Handlungslücken beleidigen, ist allerdings eine andere Frage.
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    03.01.2021
    20:47 Uhr