3 Einträge
6 Bewertungen
80% Bewertung
  • Bewertung

    Mary Poppins Returns - Einfach magisch

    Ich war den Film am 02.01.2019 im KIZ in Graz auf englisch schauen und ich habe mich in meine Kindheit zurückversetzt gefühlt. Das letzte Mal hatte ich dieses Gefühl, als ich „Mary Poppins - Das Musical“ in Wien gesehen habe.

    Ich habe schon als Kind den Film „Mary Poppins“ geliebt und damals schon gehofft, dass eine Fortsetzung kommt. Jetzt, 53 Jahre später (Mary Poppins kam 1965 in die österreichischen Kinos), hat Disney eine würdige Fortsetzung geschaffen. Emily Blunt als Mary Poppins ist eine würdige Nachfolgerin für Julie Andrews. Auch dass sich Größen wie Dick Van Dyke als Mr. Dawes Jr. (in „Mary Poppins“ Bert & Mr. Dawes, Sr.) und Angela Lansbury als Ballonfrau (Gegenstück zur Vogelfrau) (beide 93 Jahre) bei diesem Film mitwirken, ist grandios. Aber auch Meryl Streep ist perfekt als Cousine (Gegenstück zum Onkel) besetzt.

    Auch mit der Filmmusik kann „Mary Poppins Returns“ durchaus mit „Mary Poppins“ mithalten. Disney hat es wieder geschafft, Ohrwürmer zu schaffen. Auch, dass in den Instrumental-Sequenzen Teile von Liedern aus „Mary Poppins“ genommen wurde, ist eine Ehrung. Diese bekommt man leider im Film selber nicht so mit. Dafür muss/müsste man sich den Soundtrack anhören.

    Zu guter Letzt müssen noch die Kostüme und Choreografien erwähnt werden. Die Kostüme sind perfekt angepasst. Erinnern teilweise an die in „Mary Poppins“, sind jedoch nicht 1:1 kopiert. Auch dass es wieder eine kombinierte Szene von gezeichnet und realen Personen gibt, ist perfekt. Wenn man bedenkt, dass diese Technik bei „Mary Poppins“ das erste Mal zum Einsatz kam und damals als revolutionär galt. Auch die Choreografien können mit denen aus „Mary Poppins“ durchaus mithalten. Vor allem die Choreografie zu „Trip A Little Light Fantastic„ (Gegenstück zu „Step in time“) ist eine Meisterleistung.

    Alles in allen ein magischer und zauberhafter Film für junge und jung gebliebene Disney-Fans, welche nicht verlernt haben, ein Kind zu sein.
    sculpator_lux_3525158a76.jpg
    21.01.2019
    10:43 Uhr
  • Bewertung

    Man sollte ...

    ... diesen Film auf keinen Fall mit "Mary Poppins" (1964) vergleichen ... der Vergleich würde nicht standhalten. Das "Original" war einzigartig und innovativ - zB Interaktion der realen Welt mit der gezeichneten Welt und ihren bewegten Figuren darin.

    Colin Firth als böser geldgieriger Mann, war jedenfalls ein Highlight.
    Lin-Manuel Miranda beweist, dass es nicht nur spielen sondern auch noch singen und tanzen kann ... man freut sich darauf, mehr von ihm zu sehen.
    Emily Blunt war ganz großartig ... es konnte keine bessere dafür gefunden werden.

    Jedoch war es zu sehr Disney ... übertrieben quietschbunt
    farishta_4df8bf350f.jpg
    04.01.2019
    10:16 Uhr
  • Bewertung

    Optisch stimmungsvolle Kopie eines Klassikers

    Exklusiv für Uncut
    Als Bert (Dick van Dyke) am Endes des 1964 Disney-Musicals „Mary Poppins“ die Titelfigur dazu aufforderte nicht allzu lange weg zu bleiben, war der Aufruf gemäß der damaligen Studiopolitik wohl noch eher als ein Open (Happy) End gedacht als eine Aufforderung zu einem Sequel. Genau dieser Idee ist Disney nun aber nachgegangen und präsentierte inmitten seines Prequel/Sequel/Live-Action-Remake-Zeitalters eine Fortsetzung zu einem seiner erfolgreichsten Familienfilme. Mit einer ausreichenden Menge an Ausgangsmaterial, der Buchreihe der australischen Autorin P.L. Travers, von der Disney 1964 nur einen Teil adaptierte, hätte hier auch viel Potenzial drinnen gesteckt.

    Aber leider schlägt sich auch hier sehr deutlich die gegenwärtige „Tentpole Film“-Strategie des Studios nieder. Eine neue Geschichte die sich aber sklavisch an die Eckdaten und -handlungsbögen des Originals hält und darüber hinaus auch noch viel Fanservice betreibt. Ein Film, der viele gute Ideen hat, ob nun narrativ oder visuell, aber sich nie vollends entfalten kann nur um die Nostalgie wie bei einer Stoppuhr an den richtigen Stellen einzuheizen. Das ist schade, denn hier wurde mit dem kreativen Potenzial, das immer wieder durchblitzt, eine großartige Chance vertan.

    Die Handlung setzt 20 Jahre nach dem ersten Film ein. Jane (Emily Mortimer) und Michael Banks (Ben Whishaw) sind nun erwachsen und der verwitwete Michael (die tote Disney-Mutter darf auch hier nicht fehlen, immerhin schreiben sich emotionale Szenen dadurch von selbst) lebt mit seinen drei Kindern Annabel (Pixie Davies), John (Nathanael Saleh) und Georgie (Joel Dawson). Drehbuchautor David Magee hat sich für den zentralen Konflikt wohl von „Die Brady Familie“ inspirieren lassen, denn wie die Bradys stehen auch die Banks kurz vor dem Rauswurf aus dem Haus weil das Geld fehlt. In dem Wissen, dass ihr Vater irgendwo ein Dokument mit einem Beteiligungsvermögen an der Bank hinterlassen hat, beginnen die Geschwister das Haus zu durchforsten, während die Kinder helfen den Haushalt zu schmeißen. Die sehr ausformulierte Exposition lässt also folgenden Schluss zu: die Familie braucht einfach nur Geld.

    Aber dem widerspricht der Film, den eines stürmischen Nachmittags schwebt Mary Poppins (Emily Blunt) im Park aus den Wolken herunter und erklärt, dass sie den Auftrag, die Kinder zu hüten annehmen würde. Warum die Familie ausgerechnet jetzt eine Nanny braucht, diese Antwort bleibt der Film schuldig. Mit dabei ist Bert Ersatz Jack (Lin-Manuel Miranda), ein Laternenanzünder und dessen ehemaliges Protegé, eine neue Figur die dermaßen als „Teil der Gang“ propagiert wird dass alle Figuren wiederholt betonen wie man sich schon seit Kindestagen kennt. Weil neue Figuren sind in einem nostalgischen Aufguss ja nicht erlaubt alle Figuren müssen entweder verwandt, neu besetzt sein oder Cameos machen. So ist der Bösewicht, der sich das Haus unter den Nagel reißen will, auch ein weiterer Neffe der Dawes Familie, William „Weatherall“ Wilkin (Colin Firth), den Bösewichten aus Teil 1, ebenfalls verkörpert von Dick van Dyke.

    Aber es ist nicht nur die Frage warum Mary Poppins die Kinder hüten soll, die sofort aufspringt. Der Film weiß auch nicht so recht in welchem Licht er Michael zeigen soll. Eines der Hauptelemente im ersten Teil war, dass sein Vater das Kind in sich wiederentdecken musste um ein besserer, aufmerksamerer Vater zu werden. „Mary Poppins Returns“ wankt zwischen einem verhärteten Michael, der das Kind sein unwirsch wegwischt, nur um ihn in nächsten Moment wieder als sensiblen Künstler zu porträtieren, der einen Bankerjob nachgeht. Der Film dreht sich die Motivation seiner Charaktere oft genau so wie er sie gerade braucht, um dem Grundgerüst eines Mary Poppins Aufguss zu genügen.

    Das zeigt sich auch in gewissen Handlungselementen und Musiknummern. Natürlich war zu erwarten, dass es erneut einen Ausflug in eine animierte anthropomorphe Tierwelt gibt, und erfreulicherweise ist diese auch 2D-animiert. Andere Nummern, wie der Tanz der Laternenanzünder als schwarze Schattengestalten wirken gezwungen kopiert vom Original und geben dem Film das Gefühl, eine Art Lückentext zu sein indem die kreativen Teile sich gezwungenermaßen um die etablierten Bausteine herum entwickeln müssen, egal wie irrelevant sie erscheinen. Das ist besonders deprimierend, wenn man erkennen muss, dass die Macher nicht so wirklich die Moral des ersten Teils verstanden haben. Die berühmten zwei Pence von Michael aus dem Film von 1964 machen eine fulminante Rückkehr – nur ihre Bedeutung wird komplett umgekehrt und missinterpretiert.

    Die vielen Fehlzündungen sind durchaus schade weil man den Film anmerkt, dass hier nicht ein kreatives Team dahintersteht das nur alte Setdesigns kopierte, sondern wirklich sich mit der Welt des Originals auseinandergesetzt hat um dieses Feeling einzufangen und weiterzuentwickeln. Ungleich des ersten Films wurde tatsächlich in London gedreht was der Kamera erlaubt sich über gemalte Hintergründe zu erheben und den Sichtwinkel auf die Stadt zu erweitern. Wenn die Musicalnummern einkicken kombiniert der Film diese realen Settings geschickt mit Soundstages um einen Broadway Feel zu inkludieren. Der Showdown, in denen Michael zur Bank eilen muss um sein Haus zu retten und ihm die Zeit davonläuft, ist sogar richtig klug gehandhabt und zeigt, dass es den Machern nicht an Ideen mangelte.

    „Mary Poppins Returns“ ist ein visuell stimmungsvoller Film, der durchaus zu unterhalten vermag und auch ein paar ins Ohr gehende Musiknummern präsentiert. Leider ist das Drehbuch nicht stark genug und der Zwang, den ersten zu kopieren lässt die Originalität auf der Strecke liegen. Zudem vertrauen die Macher zu viel auf das etwas schlampige Mittel Exposition um jede winzig kleine Entwicklung lang und breit zu erklären, was den Rhythmus des Film zusätzlich schadet. Ein besseres Paradebeispiel, wie Disney filmisches Talent für einen kreativen Bankrott verheizt, wird es wohl erst wieder 2019 geben.
    susn_15a35adfde.jpg
    17.12.2018
    07:44 Uhr