Forum zu 2046

2 Einträge
21 Bewertungen
75.7% Bewertung
  • Bewertung

    Love is all a matter of timing.

    „Love is all a matter of timing. It's no good meeting the right person too soon or too late.“ – So simple, so hard ist die Quintessenz des elegischen, bildgewaltigen, streckenweise verwirrenden, sinnlich-nostalgischen Meisterwerks von Hongkongs Kult-Regisseur Wong Kar-Wai. Worum geht's? Der Schriftsteller Chow kommt Ende des Jahres 1966 nach Hongkong und schreibt als Broterwerb für eine Zeitung. Daneben arbeitet er schon mit mehr Begeisterung an seinem Zukunftsroman „2046“. Die Zahl bezieht sich auf das Jahr sowie auf die Zimmernummer gegenüber seines eigenen Hotelzimmers. In diesem Roman verarbeitet er die Liebesbeziehungen zu den Frauen in seinem Leben, die für ihn Bedeutung hatten. In der Tochter des Hotelbesitzers, mit der er sich anfreundet und die ihn bei seinen Zeitungstexten unterstützt, erkennt er seine Seelenverwandte. Doch Jing-Wen ist bereits in jemand anderen verliebt und Chows Sehnsucht nach ihr bleibt unerfüllt.
    So berührend wurde meiner Meinung nach selten „the sense of loss” auf Zelluloid festgehalten. Kein Film, den man sich zur Berieselung anschauen sollte. Sonst nimmt man bestenfalls den Soundtrack als hartnäckige Ohrwürmer mit nach Hause. Wer sich darauf einlässt, wird dazu verführt, sein eigenes Leben in puncto Liebe kritisch zu beleuchten. Und dann kann man nur hoffen, dass das Ergebnis weniger bittersweet als bei Chow ausfällt.

    A little bit of trivia: Wong Kar-Wai arbeitete fünf Jahre lang an 2046. Kurz vor der Premiere in Cannes schnitt er den Film noch einmal um. Die Premiere musste verschoben werden, der Film traf nur wenige Stunden davor beim Filmfestival ein. Thematisch wird „2046“ von vielen als Fortführung von Wong Kar-Wais Vorgängerfilm „In the Mood for Love“ gesehen. Der Regisseur selbst möchte die beiden Filme jedoch als jeweils eigenständige Werke verstanden wissen.
    12.12.2021
    17:48 Uhr
  • Bewertung

    Der Reigen

    Die Zahlensymbolik des Titels ist schon etwas übertrieben (Jahreszahl, Name des Hotels, Zimmernummer, Romantitel). Das kann man allerdings vernachlässigen. Die Längen in der Handlung sind gewöhnungsbedürftig und sie werden durch Wiederholungen (wie Geheimnis im Baum verstecken) und Untermalung mit Opernarien zusätzlich gedehnt. Die Handlung selbst ist mit anspruchsvoller Optik so versteckbuchselt, dass Konzentration erforderlich ist. Und die Kernaussage – mal abgesehen von der buddhistischen Rechtfertigung – betritt auch nicht gerade Neuland: jeder Mensch sucht Zuneigung und Liebe, kann sie aber nicht finden, weil er oder sie in seinem/ihrem eigenen Universum aus der Vergangenheit gefangen ist. So ist es letztlich ein Anti-Liebesfilm. Und wenn man wie die männliche Hauptfigur Chow (Tony Leung Chiu-wai) unendlich viel Zeit hat, kann man sie sich mit neckischen Spielchen zwischen Verlockung und Verführung vertreiben. Aus der Galerie der Schönen ragen zwei Promis heraus: Gong Li, die Ikone aus Fernost bildet den Rahmen als verhärmte und tränenreiche Falschspielerin und Zhang Ziyi, die Tiger-Drachen-Lilly, macht hier ihrem Namen nicht nur auf der Matratze alle Ehre.
    Wong Kar-wai hat das Ganze auf ein melodramatisches Liebeskarussel gesetzt, bei dessen Rundfahrt es einem schwindelig werden kann. Gut gemacht, aber anstrengend.
    8martin_ea7f49f0f3.jpg
    10.05.2013
    11:53 Uhr