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    Rätselhafte Rachel

    Es gelingt Regisseur Roger Michell die Ambivalenz der Hauptfigur Rachel (Weisz) lange Zeit in der Schwebe zu halten zwischen geldgieriger Mitgiftjägerin, die auch vor Mord (selbst gebrühtem Tee) nicht zurückschreckt und liebevoller Witwe. Das liegt zum einen an Rachels darstellerischer Klasse, zum anderen an der stürmischen Unschuld ihres verliebten Cousins Philip (Sam Claflin). Die wundervolle Küstenlandschaft von Cornwall macht das Mysterium einer unglücklichen Liebe noch einprägsamer unterstützt von einem detailgenauen, stimmungsvollen Ambiente.
    In der Romanvorlage von Daphne du Maurier ist das genauso angelegt. Der anfänglichen Verliebtheit nach einer auf subjektiven Fehlinformationen beruhenden Distanz folgt eine obsessive Liebesphase, in der sich Philip zum Affen macht, bis er zusammen mit Freundin Louise (Holliday Grainger) Rachel auf die Schliche kommt.
    Rachel geht es nicht nur um Geld und Besitz, sondern auch um ein selbstbestimmtes Leben einer Frau in der Jane-Austen-Periode des frühen 19. Jahrhunderts. Und Genau wie bei Austen lässt Michell den Sex der beiden marginal erscheinen. Hier auf einer blühenden Waldwiese ist Rachels Mimik gefragt: der unschuldige Philip auf ihr, während sie unbeeindruckt in den Himmel starrt.
    Bevor es eine klärende Aussprache gibt, hat die Natur hier in Form der Küstenlinie von Cornwall Gerechtigkeit geschaffen. Rachel ist nicht per se die Böse, sie hatte halt immer nur Pech. Philip und Louise pflanzen sich fort.
    Eine gefühlvolle Literaturverfilmung voller Emotionen, die durch das Fegefeuer der Erkenntnis gehen müssen und den Zuschauer in ihren Bann schlagen.
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    21.11.2017
    11:49 Uhr