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    Langsam nach Westen

    Vieles bleibt unausgegoren an diesem so hoch gelobten Machwerk. Man kann ein Märchen dahinter vermuten, so unverhofft und unpassend kommen manche Szenen daher (z.B. spielt mitten in der Pampa eine farbige Drei-Mann Combo), die Möbel sind so neu wie aus dem Katalog und die überblendete Beleuchtung deutet auf Träume hin.
    Nicht einmal eine echte Liebegeschichte kann sich Regisseur John Maclean leisten. Der arme Jay (Kodi Smit-McPhee) der die ganze Sache angeleiert hat, wird aus Versehen auch noch von seiner Liebsten Rose (Caren Pistorius) erschossen. Silas, der große Held und Beschützer (Michael Fassbender) bekommt am Ende Rose und macht auf Familie. Man reibt sich die Augen, über das, was man da zu sehen bekommt. Als Darsteller ist Fassbender durchaus überzeugend, als Happy End-Beteiligter macht er eher eine unglückliche Figur. Das passt zu seinem Lebensstil wie Lebertran zu Leberwurst.
    Bleibt nur noch die mögliche Ausrichtung auf eine Western-Persiflage. Dann sollte er aber viel lustiger sein. Persiflieren kann man nur mit Witz und Esprit. Beides leider Fehlanzeige. Nur eines hat der Film aus dem Genre übernommen: die Anzahl der Erschossenen. Am Ende sind fast alle tot. Und selbst in der finalen Ballerei kommt kein bisschen Spannung auf. Die hatte sich schon beim eintönigen Ritt durch den Silberwald verabschiedet.
    Kein Märchen, keine Persiflage, ein alter Schlappen neu aufgebügelt aus der Asservatenkammer. Und da sollte er auch gleich wieder hin. K.V.
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    05.10.2020
    20:35 Uhr