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69.5% Bewertung
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    Erleben

    Bei "Irrational Man" war ich mir nie richtig sicher, was mich erwarten würde. Zu viele Facetten wurden im Trailer gezeigt und ich wusste nicht, welche davon Überhand nehmen würden. Schlussendlich ist der Trailer nur ein kleines ankratzen der Oberfläche, denn der Film an sich ist viel mehr, als ein verrückter Professor, der eine Beziehung mit einer Studentin führt und vielleicht durch dreht... oder auch nicht. Das Drehbuch ist einfach einzigartig und überraschend. Es fängt an, wie leichte Kost, dies ändert sich aber, und der Abgrund der Charaktertiefe macht sich breit, als es sich um Moral und Ethik dreht. Die Dialoge waren gut geführt, die Schauspieler waren ausgezeichnet und sympathisch in ihren Rollen und auch der Sountrack sowie die Kameraaufnahmen haben mir sehr gut gefallen. Lediglich das Ende gefällt mir nicht, da es etwas zu absurd für mich war. Ich möchte nicht zu sehr ins Detail, um die Plot-Twists nicht zu verraten. Wenn der Trailer eure Aufmerksamkeit erregt hat und ihr euch fragt: Ist er es wert? Kann ich nur sagen: Ja!
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    04.02.2016
    08:40 Uhr
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    Ein filmisches Essay über Existentialismus

    Während bei den meisten Männern in der Midlife-Crisis ein Sportwagen und eine junge Geliebte bereits Abhilfe schaffen, scheint das nicht genug, um einen Philosophieprofessor aus einer existenzialistischen Krise zu holen. Joaquin Phoenix spielt eben diesen Professor, Abe, der desillusioniert durch sein Leben und Lehren geht, uninspiriert bleibt, obwohl gleich zwei schöne Frauen ihn begehren. Erst als er in einem Diner eine verzweifelte Mutter überhört, wie sie darüber klagt, das Sorgerecht für ihre Kinder zu verlieren aufgrund der Entscheidung eines unmoralischen Richters, gewinnt Abes Leben wieder an Sinn. Der Sinn besteht jedoch darin, die Welt verbessern zu können, indem er diesen Richter umbringt. Moralischer Mord quasi, philosophisch gerechtfertigt.
    Woody Allens Idee ist originell, bringt das Publikum damit zum Schmunzeln und Nachdenken. Pseudo-philosophisch geht der Film dahin und natürlich, wie so oft in Woody Allens Filmen, darf auch das Karma als heimlicher Protagonist nicht fehlen.

    Vorbei sind die Jahre (oder Jahrzehnte) in denen Woody Allen große Filme wie Manhattan oder Annie Hall geschaffen hat, trotzdem schafft er es immer noch, seine Fans zufrieden zu stellen. Wo Woody Allen drauf steht, ist halt immer noch Woody Allen drin.
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    02.01.2016
    12:45 Uhr
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    Irrational

    Der Trailer von "Irrational Man" war einerseits interessant und andererseits viel zu wenig - so musste ich der Sache auf den Grund gehen. Danke nochmal an UNCUT für die Karten fürs Filmfrühstück im Geidorfkino. "Irrational Man" mag, wie ihn viele bisher bezeichnet haben, ein "typischer Woodie Allen" Film sein und das ist er wirklich. Was ich schade finde, ist, das er gewisse (tiefgründige) Themen wirklich nur anschneidet, man interessiert wird, und dann wird man fallen gelassen wie eine heiße Kartoffel. Der Film beginnt sehr seicht wie eine Liebeskomödie, gut, dass sich das ab der Hälfte des Films wieder ändert. Man hätte jedoch sehr viel mehr aus dem Thema herausholen können. Leider sehr kurzweilig.
    08.12.2015
    18:54 Uhr
  • Bewertung

    Mord mit Folgen

    Der Titelheld Abe Lucas (Joaquin Phoenix), ein Philosophieprofessor, ist alles anders als irrational. Er drückt sich vor der Verantwortung an einem Mord und versteckt sich verbal hinter philosophischen Barrikaden. Folglich gibt es langatmige Diskussionen über Moral und Freiheit. In echter Woody Allen Manier geht das einher mit Blockade im Kopf, was auch zu Blockade im Bett führt.
    Erst die überbordende Liebe der Studentin (sic!) Jill (Emma Stone) und die Ausführung eines Mordes erwecken im depressiven Prof wieder die Lebensgeister.
    Statt polizeilicher Ermittlungen gibt es nur Pressemitteilungen und so reimen sich Jill und Rita (Parker Posey), Abes andere Bettgenossin, eins und eins zusammen. Das ist nicht sehr spannend, weil der Zuschauer die Vorbereitung und die Ausführung des Mordes gesehen hat. Man fragt sich auch nicht mehr, ob man Abe draufkommt oder nicht. Was bei ‘Matchball‘ noch dramaturgisch und optisch in der Schwebe gehalten wurde, löst hier ein missglückter Mordversuch vor der offenen Fahrstuhltür, wobei eine Taschenlampe, die der Zuschauer kennt, einem rollenden Einsatz hat.
    In den Diskussionen überzeugt nur Emma Stone wegen ihrer Emotionalität, Joaquin Phoenix streichelt mehr sein aufkommendes Bäuchlein und tarnt das mit viel Kirkegaard und Sartre. Für dem Vielfilmer Woody Allen ein ganz passables Produkt.
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    23.11.2015
    21:08 Uhr
  • Bewertung

    Philosophie und gutes Leben

    Exklusiv für Uncut von der ViENNALE
    Der etwas abgehalfterte Philosoph Abe (Joaquin Phoenix) beginnt das neue Semester als Gastprofessor an der Universität in Newport. Der frühere Krisenhelfer ist geplagt von einer existentiellen Krise: er vermisst den Einfluss des philosophischen Theoretisierens auf das wirkliche Leben. Als er mit seiner studentischen Freundin Jill (Emma Stone) zufällig ein Gespräch aufschnappt, dass eine Mutter durch einen korrupten Richter das Sorgerecht ihrer Kinder zu verlieren droht, schmiedet er einen Plan für den perfekten Mord – womit er sich aus seiner Krise führen will.

    Und jährlich grüßt der neue Woody Allen. „Irrational Man“ ist sein sage und schreibe 46. Regiefilm. Obwohl schauspielerisch – wie man bei den Hauptdarstellern Joaquin Phoenix und Emma Stone schon im Vorhinein annehmen konnte – ausgezeichnet, ist der Film aber einer seiner eher mittelmäßigeren Werke. Vor allem an einer konsistenen Charakterzeichnung hapert es.

    Aufgrund seines Rufs fällt unserem Protagonisten Abe anfangs gleich vieles in den Schoß – mit kaum eines Zutuns ist seine Kollegin Rita (Parker Posey) aber auch die Studentin Jill sofort in ihn verschossen. Obwohl letztere stets als intelligente und reflektierte Frau gezeichnet wird, verhält sie sich entgegengesetzt dazu in manchen Momenten wie frisch pubertär. Weiters befindet sich Abe zwar anfangs in einer Tiefphase seines Lebens und ist durch ständigen Alkoholkonsum selbstzerstörerisch unterwegs, wirkt aber eigentlich nicht suizidär. Die Szene bei einer Studentenparty, als er russisches Roulette an sich selbst vorführt, sorgt zwar ob ihrer Absurdität für Lacher, aber nicht für ein stimmiges Bild der Figur. Außerdem kann nicht glaubhaft verklickern, dass jemand, der bereits in Krisengebieten Hilfe geleistet hat, keinen anderen Weg als einen Mord sieht, um das Leben anderer positiv beeinflussen zu können.

    Insgesamt ist der Film aber überhaupt nicht so schlimm wie man am obigen Abschnitt annehmen könnte. Trotz seiner mittlerweile knapp 80 Jahre wirken Allens Dialoge alles andere als verstaubt. „Irrational Man“ hat außerdem eine für den Regisseur typisch flotte Erzählweise – ein Rhythmus, der den Film wie im Fluge vergehen lässt und stets Spaß bereitet. Es wirkt aber manchmal so, als ob Woody Allen als alter Comedian keinen Witz – die nunmal teilweise auf Kosten der Charaktere gingen – auslassen konnte. Außerdem ist er auch schon mit besseren Prämissen für Filme aufgekommen. Die Grundfrage, nämlich ob Philosophie zu gutem Leben führt – was der Film am Ende wohl verneint – ist aber durchaus eine spannende.
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    02.11.2015
    04:51 Uhr