Sangue Azul - Blue Blood

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Forumseintrag zu „Sangue Azul - Blue Blood“ von Stadtneurotikerin

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Stadtneurotikerin (07.02.2015 15:01) Bewertung
Verbotene Liebe unter dem Zirkuszelt
Exklusiv für Uncut von der Berlinale 2015
Pedro kehrt mit seinem Zirkus auf die Insel zurück, die er einst mit neun Jahren verlassen hatte. Als hübscher junger Kerl und aufregender Zirkusartist wird er gleich zum Publikumsliebling und schon bald auch zum Liebling der Frauen auf der Insel. Dabei ist er eigentlich verliebt in seine Schwester Raquel, die aber verlobt ist.


Der brasilianische Regisseur Lirio Ferreira erfindet die Dreiecks-Liebesgeschichte nicht neu und versucht auch nicht diese besonders dynamisch zu gestalten. Die Geschichte entwickelt sich von ihrem Ausgangspunkt so gut wie gar nicht und keine Szene hat Konsequenzen für den weiteren Fortgang der Handlung. Das „Was “des Filmes bleibt dabei auf der Strecke, wird aber vom „Wie“ des Filmes wiedergutgemacht. Eine Anfangssequenz in schwarz/weiß gehalten stellt uns den Zirkus und den legendären Cannon Man vor. Eine bunte Zirkuswelt farblos darzustellen, ist der erste von vielen Kontrasten, die es schaffen, viel Spannung in einem Film zu erzeugen, in dem sonst nicht viel passiert. Bild und Musik sind zunächst ebenfalls im Ungleichgewicht. Was dargestellt wird, steht im Gegensatz zu dem, was die Hintergrundmusik transportiert. Die zahlreichen Frauen, die Pedro abschleppt, sind ein optischer Kontrast zu seiner geliebten Raquel. Gegensätze über Gegensätze, die gegen Ende, als es Pedro endlich schafft, Frieden mit seiner eigenen Vergangenheit zu schließen, in eine Harmonie übergehen, nach der sich sowohl Pedro als auch der Zuschauer gesehnt hat.


Für seinen Film engagierte Ferreira auch tatsächlich eine Truppe von Illusionisten, die ihre Kunststückchen in mehreren Szenen zur Schau stellen und dem Publikum nicht nur einen Kino-, sondern auch einen Zirkusbesuch bescheren. Zwei Welten, die Ferreira gekonnt miteinander verknüpft und unter dem Strich einen schönen, bildgewaltigen, emotionalen und durchaus sehenswerten Film ergeben, der als Eröffnungsfilm der Berlinale Panorama-Schiene für viel Applaus sorgte.
 
 

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