K-19 Showdown in der Tiefe

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Forumseintrag zu „K-19 Showdown in der Tiefe“ von r2pi

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r2pi (19.04.2015 20:54) Bewertung
MADness
1961: mit den bereits vorhandenen atomwaffen könnte die sowjetunion die welt zweimal zerstören, die amerikaner zehnmal – und doch wird weiter aufgerüstet, der dritte weltkrieg scheint unausweichlich. um im sinne der "mutually assured distruction" (MAD) die eigene zerstörungskapazität unter beweis zu stellen, muss die K-19, das erste sowjetische atom-u-boot, trotz technischer mängel, überforderter mannschaft und unzureichender vorsorge für den krisenfall (fehlende strahlenschutzanzüge und medikamente) auslaufen. nach zermürbenden testreihen gelingt der abschuss der ersten nuklearrakete, doch ein versagen der kühlung bringt den reaktor an den rand der kernschmelze – und die welt an den rand eines nuklearen holocaust.

ein hoch dramatischer beginn mit einem kurzschluss im zündungsablauf, abnorme messwerte, tropfende rohre und ein betrunkener reaktoroffizier sorgen schon im trockendock für ein mulmiges gefühl (dass die flasche bei der schiffstaufe nicht am bug zerbirst, ist ein weiteres schlechtes omen) – dazu kommt, dass sich die stimmung der mannschaft bereits gegen den verantwortlichen kapitän vostrikov (harrison ford als harscher parteisoldat) richtet. meuterei liegt in der luft, stellvertreter polonin (liam neeson) gibt sich volksnah: ihm sei das wohl der mannschaft wichtiger als das diktat der parteizentrale. ein psychologischer kleinkrieg und ein duell der weltanschauungen, das sich durch den ganzen film zieht, ist die folge, mündet letztlich aber doch in derselben schlussfolgerung: um die ultimative katastrophe zu verhindern, muss sich ein teil der mannschaft opfern...

was manchen vielleicht als glorifizierung des heldentums und soldatischer tugenden sauer aufstoßen mag, ist aber, vernünftig betrachtet, nichts weiter als die logische schlussfolgerung aus dem irrsinn der politik (und bigelow entlässt auch nicht die amerikaner aus ihrer mitverantwortung), aber auch kritik an der sparpolitik am falschen ort: 20 eingesparte kopeken für eine schraube hier, fehlende sicherheitsmaßnahmen da. auch wer sich einen reinen actionfilm mit ein paar strahlungstoten als garnitur wünscht, ist mit K-19 schlecht bedient: gerade die intensivsten szenen im reaktorraum werden nicht mit aufputschender musik hinterlegt, sondern bekommen eine beinahe religiöse stille, und zu wichtig sind die begleitumstände als dass man dabei sein hirn ausschalten dürfte.

fazit: action light für interessierte an politik und zeitgeschichte, mit soliden schauspielerleistungen und wunderbaren kamerafahrten in engen korridoren. ich empfehle auch hier die originalversion.

NB: "tödliches kommando", "showdown in der tiefe", "the greatest manhunt on earth": großspurige worte, die einen knallharten action-kracher erwarten lassen – und damit falsche erwartungen aufbauen. ein fehler des marketing (den bigelow abstellen sollte), nicht aber ein fehler des films.
 
 

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