Das ewige Leben

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Forumseintrag zu „Das ewige Leben“ von Harry.Potter

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Harry.Potter (14.03.2015 22:09) Bewertung
Es würstelstandelt an allen Ecken und Enden
Normalerweise sieht man sich Filme an, deren Drehorte man nicht so genau oder gar nicht kennt. Deshalb kann man auch nicht beurteilen, ob die Szenenfolgen bzw. die Schauplätze in dieser Form, an diesem Ort und in der gezeigten Reihenfolge überhaupt existieren. Wenn man den Schauplatz eines Filmes aber sehr gut kennt, fallen einem diverse sprunghafte Schauplatzwechsel aber schon auf. Der neue "Brenner"-Film aus Graz ist für mein Dafürhalten aber überraschend voll mit solchen Sprüngen. Da steigt der Brenner in eine Straßenbahn älteren Baujahres ein, fährt mit ihr (völlig Menschenleer, wo gibt es das in Graz?) nach Puntigam, steigt aber an einer Haltestelle in Waltendorf aus und noch dazu aus einer viel neueren Garnitur. Außerdem hat es in den 33 Jahren, die ich in Graz lebte, nie auch nur annähernd so viel und so lange geregnet wie in diesem Film. Aber seis drum. Es gibt auch nicht annährend so viele Würstelstände an so offensichtlich unpassenden Orten in Graz, wie sie hier vorkommen. Doch klar: der Brenner ist nicht der Brenner ohne den Würstelstand und der Murnberger ist nicht der Selbe ohne konsequentem "Product-Displacement", wie ich es nennen würde. Alle Markenlogos auf Zigaretten, Bier etc. sind durch Eigenkreationen ersetzt - hat es sich die Brau Union also wieder nichts kosten lassen, dass der Brenner "Puntigamer" oder "Gösser" trinkt? Beim "Knochenmann" hat mir der Regisseur ja in Berlin erzählt, dass er keine Marken zeigt, wenn sie zum Film finanziell nichts beigetragen haben. Konsequent ist er also, der Murnberger. Wie so oft muss ich leider auch hier zugeben, dass mir das Buch besser gefallen hat als der Film. Ich finde die Rückblenden in die Vergangenheit der vier Freunde zwischendurch zwar vom Motiv her nachvollziehbar (Die Erinnerung ist alles, was der Brenner noch hat und nicht einmal auf die kann er sich verlassen). Zwischen der Geschichte haben sie mich aber eher gestört und aufgehalten, als dass dadurch etwas gewonnen wäre. Den Teil mit dem Fussballverein hat man gleich ganz weg gelassen - schade, irgendwie. Und dem Moretti sieht man in diesem Film wirklich an, dass er alt wird. Mag zum Teil gewollt sein, fand ich aber erschreckend ablenkend von seiner Rolle. Der Dühringer ist immer noch der Gleiche und Josef Hader konnte mich auch diesmal vollauf überzeugen. "Das ewige Leben" ist nicht annährend so lustig wie "Der Knochenmann", dafür ein wenig nachdenklicher und tiefgründiger - Geschmackssache eben. Graz als Kulisse ist eine Wucht, ich wurde allerdings den Eindruck nicht los, dass man eine gewisse Zahl an Sehenswürdigkeiten im Film unterbringen musste, auch wenn es die Geschichte nicht erfordert hätte. So "würstelstandelt" es an den bizarrsten Orten. Der Apettit auf die Geschichte vergeht einem aber trotzdem nicht.
 
 

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