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83.1% Bewertung
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    Es würstelstandelt an allen Ecken und Enden

    Normalerweise sieht man sich Filme an, deren Drehorte man nicht so genau oder gar nicht kennt. Deshalb kann man auch nicht beurteilen, ob die Szenenfolgen bzw. die Schauplätze in dieser Form, an diesem Ort und in der gezeigten Reihenfolge überhaupt existieren. Wenn man den Schauplatz eines Filmes aber sehr gut kennt, fallen einem diverse sprunghafte Schauplatzwechsel aber schon auf. Der neue "Brenner"-Film aus Graz ist für mein Dafürhalten aber überraschend voll mit solchen Sprüngen. Da steigt der Brenner in eine Straßenbahn älteren Baujahres ein, fährt mit ihr (völlig Menschenleer, wo gibt es das in Graz?) nach Puntigam, steigt aber an einer Haltestelle in Waltendorf aus und noch dazu aus einer viel neueren Garnitur. Außerdem hat es in den 33 Jahren, die ich in Graz lebte, nie auch nur annähernd so viel und so lange geregnet wie in diesem Film. Aber seis drum. Es gibt auch nicht annährend so viele Würstelstände an so offensichtlich unpassenden Orten in Graz, wie sie hier vorkommen. Doch klar: der Brenner ist nicht der Brenner ohne den Würstelstand und der Murnberger ist nicht der Selbe ohne konsequentem "Product-Displacement", wie ich es nennen würde. Alle Markenlogos auf Zigaretten, Bier etc. sind durch Eigenkreationen ersetzt - hat es sich die Brau Union also wieder nichts kosten lassen, dass der Brenner "Puntigamer" oder "Gösser" trinkt? Beim "Knochenmann" hat mir der Regisseur ja in Berlin erzählt, dass er keine Marken zeigt, wenn sie zum Film finanziell nichts beigetragen haben. Konsequent ist er also, der Murnberger. Wie so oft muss ich leider auch hier zugeben, dass mir das Buch besser gefallen hat als der Film. Ich finde die Rückblenden in die Vergangenheit der vier Freunde zwischendurch zwar vom Motiv her nachvollziehbar (Die Erinnerung ist alles, was der Brenner noch hat und nicht einmal auf die kann er sich verlassen). Zwischen der Geschichte haben sie mich aber eher gestört und aufgehalten, als dass dadurch etwas gewonnen wäre. Den Teil mit dem Fussballverein hat man gleich ganz weg gelassen - schade, irgendwie. Und dem Moretti sieht man in diesem Film wirklich an, dass er alt wird. Mag zum Teil gewollt sein, fand ich aber erschreckend ablenkend von seiner Rolle. Der Dühringer ist immer noch der Gleiche und Josef Hader konnte mich auch diesmal vollauf überzeugen. "Das ewige Leben" ist nicht annährend so lustig wie "Der Knochenmann", dafür ein wenig nachdenklicher und tiefgründiger - Geschmackssache eben. Graz als Kulisse ist eine Wucht, ich wurde allerdings den Eindruck nicht los, dass man eine gewisse Zahl an Sehenswürdigkeiten im Film unterbringen musste, auch wenn es die Geschichte nicht erfordert hätte. So "würstelstandelt" es an den bizarrsten Orten. Der Apettit auf die Geschichte vergeht einem aber trotzdem nicht.
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    14.03.2015
    22:09 Uhr
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    Graz rules!

    Moretti, Hader und Düringe beim Spielen zuzusehen, ist eine Freude, der Grazer freut sich außerdem an den bekannten Drehorten, und die Atmosphäre ist dicht und deprimierend.
    Leider fand ich, dass der Fokus auf die Figuren und ihre Beziehungen auf Kosten der Story ging - so ein richtiger Krimi war es nicht. Die Verfolgungsjagd am Ende war für österreichische Verhältnisse aber sehr gut gelungen.
    Alles in allem sehr nett anzusehen, aber kein Vergleich zum Vorgänger "Knochenmann".
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    10.03.2015
    10:12 Uhr
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    Stark. Steirisch!

    Die komisch düstere Stimmung, die mein eigenes Wohlbefinden etwas zurechtgestutzt hat, zieht sich gnadenlos durch den Film. Obwohl nicht grad humorlos, gibts eher wenig zu lachen. Als Krimi aber überzeugend. Auch wenn man mit den Rückblenden in die 70er der freien Liebe anfangs nicht so viel anfangen kann, und sie unpassend viel Sonnenschein in diesen sonst so düsteren Film bringen, gelingt die Verknüpfung und ergibt eine tolle Handlung als Resultat. Hader und Moretti funktionieren als Freunde und als (Tod-)Feinde und liefern sich einer der besten Verfolgungsjagden der österreichischen Filmgeschichte. Nicht zuletzt ists für Grazer ein Vergnügen, wie viele fiktive Würstelbuden unser Stadtbild zieren.
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    09.03.2015
    20:15 Uhr
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    es is nix passiert

    abbrennt is er, der brenner. kein geld, kein wohnsitz, und für eine anständige pension zu wenig versicherungsjahre – ein albtraum für die AMS-beraterin. was für ein glück, dass ihm einfällt dass er eigentlich ein haus geerbt hat: in puntigam, in seiner heimatstadt graz. weil das häusl aber genauso desolat ist wie sein besitzer, muss er sich geld borgen oder seine walther PPK verscherbeln – und sich dabei mit alten schulfreunden, einer saumäßigen migräne und einer kugel im kopf auseinandersetzen.

    ein typischer brenner-film, schwarzhumorig, nihilistisch und bitterböse – aber das ewige leben ist vielleicht der persönlichste der reihe. mit einem merkwürdigen banküberfall in seiner zeit als polizeischüler und den folgen der freien liebe konfrontiert, nimmt es der brenner schließlich mit der wahrheit nimmer so genau: es is ja gar nix passiert...

    fazit: brenner-fans wissen ohnehin was sie bekommen werden: publikumslieblinge wie hader, moretti (der passt mit seiner LKA-karriere und dem gelackten äußeren ein bissel wie prosecco zum brennerschen dosenbier), düringer, silberschneider – und dazu das grazer lokalkolorit. alles in allem eine recht unterhaltsame gschicht, mit highlights von der vorsprache beim amt (weniger lustig, wenn man sowas aus eigener erfahrung kennt), baum umsageln à la hinterholz 8, einem selbstmordversuch mit katze, einer aberwitzigen verfolgungsjagd den schlossberg rauf (die österreichische version) und schließlich einem mords-"gschichtl", bei dem kennedys magic bullet vergleichsweise wie der inbegriff an forensischer logik erscheinen muss. ich weiß nicht, warum mich das alles trotzdem nicht wirklich vom hocker reißt.
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    09.03.2015
    16:51 Uhr
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      Beißhemmung im Karpfenteich

      Mein Eindruck ist, dass der Film nichts Besonderes ist. Und außerdem, dass das von den Rezensenten in den österreichischen Zeitungen und Magazinen gegen besseres Wissen verschwiegen oder nobel umschrieben wird. Keiner will der Nestbeschmutzer sein, der dem Kaiser (bzw. dem zahlenden Volk) sagt, dass er in der Unterhose herumspaziert. Im Falter z.B. gab es ein großes Interview mit dem Regisseur und nur eine klitzekleine Spalte mit einer beschreibenden Filmbesprechung, die nur in einem Satz einen Ansatz von Urteil enthielt: "ein moderner Film noir, der härteste Eintrag der Serie bisher".

      Die Rezension auf ORF.at deutet sanft an, dass nicht alles koscher ist: "Die eigentliche Krimihandlung vermag den einen oder anderen Leser bzw. Kinobesucher verwundern, gerade bei 'Das ewige Leben', einer komplizierten Vergangenheitsbewältigungsstory, bei der man sich keine Plausibilitätsfragen stellen sollte." Oder über die Eröffnungsszene im AMS: "Die Großaufnahmen dieser gezeichneten Antlitze, das Display mit den Wartenummern - hier werden Geschichten angedeutet, die stärker sind als alle, die der restliche Film erzählen könnte."
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      09.03.2015
      19:33 Uhr
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      LOL!

      danke, barry egan, das war balsam auf meine verwirrte seele. aber wenigstens hat der kaiser noch die unterhosen an...
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      09.03.2015
      22:05 Uhr
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    Kurzweilig

    Treffen sich ein Nöchlinger (Josef Hader), ein Wiener (Roland Düringer), ein Innsbrucker (Tobias Moretti) und eine offenbar Deutsche (Nora von Waldstätten, ist aber Wienerin) vor einer Kamera, reden mehr oder weniger ihren Heimatdialekt und sind trotzdem alle eingefleischte Grazer. Schlechter Witz und Tatsache bei „Das ewige Leben“. Was bei österreichischen Filmen mit dem Quotenpiefke in der Cast Standard ist, wurde hier mit Österreichern auf die Spitze getrieben: Die Besetzung mit Publikumsbringern, die zu Lasten der Authentizität der Erzählung geht. Tobias Moretti bringt seine Zeilen zumindest mit einem charmanten styroiden Dialekt herüber, dem aber die harte Phonetik seiner Tiroler Muttersprache zugrunde liegt. So leidet das Grazer Flair stark, zu stark unter den dem Markt geschuldeten Fehlbesetzungen.

    Das ist zudem der erste Brenner-Film, zu dem ich die Vorlage nicht gelesen hatte, trotzdem war er für mich der unspannendste. Die Geschichte war einfach nicht besonders überzeugend und hatte ungefähr das Niveau eines sonntäglichen „Tatorts“. Der eigene Humor von Wolf Haas kommt auch eher selten zum Vorschein (toll aber z. B. die Anfangsszene mit Brenner am Sozialamt). Das Publikum in meiner Vorstellung lachte trotzdem ausgiebig, das war wohl zu einem Teil dem Gratissekt vor der Vorstellung zuzuschreiben. Vielleicht bin ich aber einfach überkritisch, weil ich früher glühender Verehrer von Josef Hader und Wolf Haas war, was sich im Laufe der Jahre etwas abgekühlt hat. Der Publikumserfolg in Österreich scheint dem neuen Brenner mit der Besetzung zumindest sicher. Hader/Moretti/Düringer ist in der Hinsicht einfach ein Jackpot. Positiv hervorheben möchte ich unter den Nebendarstellern noch Christopher Schärf als Kriminalpolizisten, Johannes Silberschneider als Nachbarn und Sasa Barbul als Pinto, die dem Film mit inspirierten Darstellungen ihren Farbtupfer aufdrücken.
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    03.03.2015
    23:52 Uhr