Der große Trip - Wild

Bewertung durch Harry.Potter  70% 
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Forumseintrag zu „Der große Trip - Wild“ von Harry.Potter

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Harry.Potter (23.06.2015 13:30) Bewertung
Der längste Weg führt zu Dir selbst
Sheryl hat in ihrem Leben so gut wie nichts ausgelassen. Höhen, Tiefen, legale und illegale Substanzen zur Steigerung der Heiterkeit und des Bewusstseins: allesamt. Und trotzdem haben ihr der plötzliche Tod ihrer Mutter (der sie oft Vorwürfe gemacht hatte) und die Scheidung von ihrem Mann Paul (den sie mehrmals betrogen hatte) nicht mehr Freiheit und Unabhängigkeit beschert, sondern das Gegenteil: innere Leere, völlige Orientierungslosigkeit. Jene nämlich, die nicht äußerlich, sondern innerlich wirkt. Sie beschließt, von einem Tag auf den anderen auf einen der längsten Fußmärsche dieser Welt aufzubrechen, dem Pacific Coast Trail von Kalifornien nach Oregon, rund 3000 Meilen, 3 Monate. Die Geschichte klingt nach einer, wie sie vielleicht viele von uns schon erzählt bekommen oder sogar selbst erlebt haben. Auch dieser Film beruht auf einer wahren Geschichte, aber hätte nicht die Oscarpreisträgerin Reese Witherspoon die Hauptrolle gespielt, wäre er wohl um vieles weniger bekannt geworden. Filmisch nämlich bietet er nämlich prinzipiell nur die große weite Landschaft des Westens der USA und eine schwitzende, attraktive Blondine, deren innere Uhr völlig falsch geht und mit der Rosskur des epischen Marsches den Stundenzeiger wieder einfangen will. Dabei wirkt sie eindeutig wie eine, der man vieles zutraut, aber nicht, mehr als eine Stunde am Stück alleine zu sein, noch dazu abseits aller zivilisatorischen Annehmlichkeiten wie z.B. Shoppingcenter. Und auch wenn sie am Schluß zu ihrem wahren Ich und innerer Zufriedenheit findet, so erzählt sie und damit der Film uns nichts wesentlich Neues: der längste Weg auf dieser Erde führt zu Dir selbst und jeder Konflikt in Deinem Leben hat seinen Ursprung zuerst in Deiner Haltung. Mit zahlreichen Rückblenden, die geradezu nach Eisenstein'scher Manier in die Szenen montiert sind, zeichnet der Film Sheryls Lebensgeschichte nach und ihr zukünftiges Ziel voraus, regt dort und da zum Weiterdenken an und lässt sich dabei aber treiben wie ein einsames Kanu auf dem See. Dort wie da vorhandene Chancen zur Komik oder zum Drama lässt er entlang seines Weges liegen, weshalb der Gesamteindruck eindeutig verhalten ausfällt, allen schauspielerischen Leistungen zum Trotz.
 
 

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