Interstellar

Bewertung durch Harry.Potter  90% 
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Forumseintrag zu „Interstellar“ von Harry.Potter


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Harry.Potter (17.11.2014 12:49) Bewertung
Vielschichtig, philosophisch, emotional
Christopher Nolans erster Film seit dem Abschluss der "Batman"-Trilogie ist ganz offensichtlich im Fahrwasser seiner Arbeit zu "Inception" entstanden bzw. entwickelt elementare Grundüberlegungen zur Kontinuität von Zeit und Raum, Wirklichkeit und Fiktion im luftleeren Weltraum und vor der Kulisse einer sterbenden Welt weiter. Dennoch ist es keine SciFi-Version davon, sondern ein eigenständiges Werk, in dem sich der Stil des Regisseurs konsequent weiterentwickelt hat. Zugleich weiß er um seine Vorbilder und zitiert an einigen Stellen fast in einer Art Hommage Stil- und Handlungselemente aus z.B. "2001- Odyssee im Weltraum" und verneigt sich damit vor dem großen Stanley Kubrick, dessen Film einen Meilenstein in der Filmgeschichte gesetzt hatte. In diesem Film geht es aber um viel mehr als nur um die vordergründige Endzeitgeschichte oder um den Beweis, dass auch er, Christopher Nolan, eine x-te Dolby-Atmos-Demo-taugliche Klang- und Bilderreise durch ein Wurmloch inszenieren kann. Sein "Interstellar" ist vor allem "interpersonal" - getragen von den großen Emotionen der Menschheit: Angst, Schmerz, Freude und Liebe. Alle vier ziehen sich als Motivationen der Protagonisten im Guten wie im Bösen durch den ganzen Film und machen sie zu StellvertreterInnen typischer und damit für die Zuschauer höchst nachvollziehbarer Handlungsmuster des Menschen in Konfliktsituationen. In letzter Konsequenz ist sein Film daher gar kein SciFi-Abenteuer oder kein Thriller, sondern eine unglaublich philosophisch anspruchsvolle und zugleich bewegend schöne Beschreibung dafür, wozu die Liebe des Menschen in letzter Konsequenz fähig ist. Mit seinem visuellen Konzept ist dem Regisseur außerdem der Clou gelungen, die aufwändigsten Spezialeffekte unspektakulär, aber zugleich glaubhaft, aussehen zu lassen - ohne nämlich, dass den Szenen damit etwas fehlt. Vielmehr könnte ein Space Shuttle in dieser gar nicht so fernen Zukunft vielleicht wirklich so aussehen und was sich in einem Wurmloch tut, ist ohnehin Spekulation. Insgesamt also ein höchst anspruchsvoller Film für philosophisch Interessierte, emotional Offene und cineastisch wissende und schätzende Filmfreunde - für die breite Popcorn-Masse jedoch wohl eher weniger. Aber an die war damals ja "2001" wohl auch nicht wirklich gerichtet.
 
 

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