nach nolans inspirierender wiederbelebung batmans waren meine erwartungen doch höher: vielleicht ein neuer, über den philosophischen minimalgehalt von gravity hinausgehender ansatz? leider weit gefehlt:
plotmäßig befinden wir uns in einer nahen zukunft, die erde haben wir bereits so zerstört, dass auch die widerstandsfähigsten ackerpflanzen den veränderten klimatischen bedingungen nicht standhalten können; da wird coop, einst NASA-pilot und nun farmer wider seine neigungen, durch merkwürdige botschaften aus tochter murphs zimmer (nein, wir sind nicht in einem night-shyamalan-movie...!) ins hauptquartier der inzwischen verbotenen, weil angesichts des welthungers nutzlosen NASA gelotst. (dass im zugangsbereich NORAD zu lesen steht – also im gegensatz zur zivilen NASA das militärische “north american aerospace defense command“ – mag man als weiteres rätsel so stehen lassen.)
wie auch immer: coop ist hingerissen von der möglichkeit, seinen alten traum noch einmal zu leben, und beflügelt von der aussicht, vielleicht sogar die menschheit zu retten – nicht durch ackerbau, sondern durch eine expedition in ferne welten. (plan a: auf dass der menschheit eine neue erde geschenkt werde...)
und ab geht die reise – durch ein wurmloch beim saturn, das auf wundersame weise von höher entwickelten wesen der fünften dimension geschaffen wurde (da fragt man sich zurecht, welches höher entwickelte wesen auch nur das geringste interesse an der rettung der menschheit haben kann); unbewohnbare planeten mit gigantischen ozeanen oder unbarmherzige eiswelten bringen wenigstens ein bissel ästhetisch beeindruckende CGI auf die leinwand – aber leider, leider keinen neuen lebensraum.
plan a ist damit gestorben – also weiter mit plan b: die menschliche samenbank im frachtraum auf einer extraterrestrischen zwischenstation nach und nach auszubrüten. (für den anfang mittels maschinen natürlich. wenn man die leute schon in hyperschlaf schicken kann, dann kann man sie auch maschinell vermehren – was für aussichten!)
anlass für eine gigantische datenspielerei ist auch die reise am rand eines schwarzen lochs (ab hier geben auch die physikinteressierten w.o.), die wohl assoziationen zu kubricks sternenkind wecken und gleichzeitig den merkwürdigen shyamalan-ursprung erklären soll – mit dieser narrativen klammer versucht nolan, coops reise durch raum und zeiten zusammenzuhalten und die emotionale seite abzudecken. “maybe love... transcends time and space“: wie verzweifelt muss man als drehbuchautor sein, um solche phrasen zu dreschen – wenn der abenteurer-held alle mühsal des irdischen lebens hinter sich und den rest der welt im stich lässt... und eine liebesbotschaft von der saturnstation an murph alles ist was bleibt.
fazit: wer hier eine moderne variation von kubricks weltraumodyssee erwartet, oder auch nur die visuelle schönheit von gravity aus dem vorjahr, wird bitter enttäuscht. bombastische CGI, ohrenbetäubender sound und die mechanics der reise halten wie bei inception wenigstens den aufmerksamkeitspegel hoch – das ändert aber leider nichts daran, dass das drehbuch unausgegoren ist, mit einer platten geschichte ohne den geringsten philosophischen hintergrund, papierenen emotionen und null gespür für musikalische ergänzung. (dass hans zimmer beauftragt wurde, quasi im blindflug einen score zu komponieren, ohne das filmmaterial zu kennen: WTF?)
da aber klimawandel wie die eifrige suche der wissenschaft nach einem neuen zufluchtsort längst realität sind, wären wichtige fragen zu beantworten: haben wir eine zweite erde überhaupt verdient? wie werden wir mit einer neuen heimat umgehen, wenn wir unser selbst nicht gleichzeitig zurücklassen können? oder wie wäre es mit plan c: unseren irdischen lebensraum zu erhalten?
nolan stellt keine dieser fragen – wichtig ist offenbar nicht das überleben an sich, sondern das überleben unseres lebensstils. also ratten, auf zu neuen ufern...!?