Birdman

Bewertung durch barry egan  70% 
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Forumseintrag zu „Birdman“ von barry egan


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barry egan (02.03.2015 22:22) Bewertung
What\'s the point?
Iñárritu ist einer von diesen Ehrgeizlern, die mit einem Film nicht nur einen Baum, sondern einen ganzen Wald ausreißen wollen. Die vielleicht prätentiöseste Schuld- und Leidenstrilogie dieses Erdballs hat er uns mit „Amores Perros“, „21 Grams“ und „Babel“ hingeklotzt.
In „Birdman“ ist die Hauptfigur die Kamera. Mit ewig langen Steadycam-Szenen à la Paul Thomas Anderson kann man mich leider nicht beeindrucken, höchstens nervös machen, weil ich die Last auf den Schauspielern und der Crew spüre. Aber ich anerkenne die künstlerische Entscheidung (auch die, ständig lästige Schlagzeugsoli als Begleitmusik einzuspielen) und kann mit den vier Oscars leben, auch wenn dem Ganzen eine angeberische Attitüde anhaftet. Aber: Michael Keaton war mir die längste Zeit egal und nach „Birdman“ hat sich das um keinen Deut geändert. Allein das deutet schon stark auf „Mission failed“. Edward Norton hat dank „Fight Club“ einen Platz auf meiner Heldenliste, aber hier ist er leicht fehlbesetzt und bringt auch nicht ganz die Klasse mit, um einen Vollblut-Bühnenschauspieler zu verkörpern. Seine Scharmützel mit dem Regisseur verfehlen auch die beabsichtigte komische Wirkung. Unübersichtlich führt uns die Kamera von einem Schauplatz zum nächsten (meistens nur Innenaufnahmen eines angestaubten Broadwaytheaters im typisch amerikanischen Billigbaustil), man fühlt sich eingesperrt in den engen Gängen und Garderoben dieses Hauses, sodass man bei den seltenen Außenaufnahmen auf New Yorks Theaterstraße befreit aufatmet. Mit höflichem Interesse verfolgt man Riggan Thomsons Ringen um einen Broadwayerfolg, von dem er sich ein großes Comeback erhofft. Aber warum gerade mit einem Stück von vorgestern, das noch unattraktiver ist als Keatons faltiges Gesicht? Nur in Marginalien kommt es in dem ganzen Wirrwarr zu Zweierszenen, die wirklich emotional sind (Emma Stone: thumbs up). Und am Rande lauert mit einem zusammenhangslosen Meteoritenabsturz schon wieder die ganz dicke Bedeutungskeule.
 
 

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