Inherent Vice

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Forumseintrag zu „Inherent Vice“ von barry egan


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barry egan (22.02.2015 21:54) Bewertung
Wieder mal ein schwer genießbarer Genie-Brocken von PTA
Hab mir den Film als dritten in einem 8-Stunden-Kino-Marathon angesehen. Meine Konstitution war nicht mehr die beste und meine Sitznachbarn nervten, links saß eine Frau direkt neben mir, statt auf einen freien Platz rüberzurutschen, rechts kiefelte so ein verklemmter Bursche pausenlos an seinen Nägeln und versaute mir mit seinen ekelhaften Speichelgeräuschen den Film.

Das selbst ernannte Genie PTA hat also wieder einmal einen überlangen, einen zu langen Film gemacht. Die Story ist extrem kompliziert, versteigt sich an manch absurden Schauplatz („Golden Fang“-Zahnklinik) und geht jedem Zuschauer über den Kopf, dürfte aber so weit wasserdicht sein, da sie ja aus dem Roman von Thomas Pynchon ist. Schon in der ersten Szene hat man Probleme, der Handlung zu folgen – was genau will jetzt Shasta eigentlich von Doc? Irgendwas mit seiner Bekannten, der Staatsanwältin, weil ihr Liebhaber Wolfmann in die Psychiatrie eingeliefert werden soll. Und praktiziert Doc in einer Arztpraxis, ist er jetzt wirklich Doktor und gleichzeitig Private Eye? Es ist im Grunde egal, da das Skript uns ohnehin absichtlich überfordert. Pynchons meisterhaft gedichtete Zeilen werden von Joanna Newsom immer mal wieder über den Film gehaucht, um Doc Sportellos Innenleben etwas zu erleuchten.
Der Hippie-Stoner-Geist der frühen 70er wird jedenfalls brillant rübergebracht und es ersteht ein Diorama-Panorama von Subkulturen und Gesetzeshütern in den sonnigen Küstenstädten Kaliforniens; die Leute von Kostüm und Ausstattung haben ganze Arbeit geleistet. Paul Thomas Andersons neuerliche Hinwendung zur leichteren Muse ist schön anzusehen, schwer durchzuhalten, und am Ende ist man so schlau wie vorher.
 
 

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