Ralph reichts

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Forumseintrag zu „Ralph reichts“ von Josko


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Josko (04.12.2012 12:36) Bewertung
Ralph reicht’s

Wer kennt nicht das alte Nintendo-Game „Donkey Kong“, in welchem der böse Affe die Prinzessin kidnappt und Mario, beim Versuch diese zu retten, mit Fässern bewirft?
Um ein ähnliches Spiel geht es in „Ralph reicht’s“, das sich zu Videospielcharakteren so verhält, wie „Toy Story“ zu Spielzeug – es haucht ihnen eigenständiges Leben ein.

Hier ist der eine nicht Mario, sondern Fix-It Felix und dieser besitzt einen Zauberhammer, mit welchem er Fensterscheiben in Sekundenschnelle reparieren kann. Der andere ist ebenso kein „King Kong“-Verschnitt, sondern Wreck-It Ralph, ein riesiger Kerl mit zerstörerischen Oberarmen wie Oberschenkeln und, wie es der deutsche Titel des Filmes schon verrät, ihm reicht’s. Er will nicht mehr, Tag ein Tag aus, der Böse sein und sich auch einmal, wie Felix, eine Medaille verdienen. Da helfen auch die anonymen Treffen der Bösewichte, inklusive Bowser, Dr. Eggman und Co., nichts. Auf der Flucht in andere Videospiele, landet Ralph schließlich in einem Verschnitt eines anderen Nintendo-Klassikers – „Mario Cart“. Im „Sugar Rush“ genannten Spiel trifft der massige, doch tollpatschige Protagonist auf den Videogame-Charakter Vanellope von Schweetz. In der Situation des Mädchens erkennt er eine ähnliche Ungerechtigkeit wie in seiner, denn sie ist vom „Sugar Rush“-inhärenten Cart-Rennen ausgeschlossen und so nimmt er sich vor, ihr bei ihrem Problem zu helfen.

Abgesehen von den bereits erwähnten Computerspiel-Referenzen ist „Ralph reicht’s“ gespickt von weiteren inter- sowie intramedialen Bezügen. Vor allem die Masse an Zitaten zu weiteren Computerspielen, aber auch Filmen ist überwältigend.

Wie im populären Animationsfilm üblich, ist auch hier Platz für eine gleichzeitig süße, wie für Lacher sorgende Nebenfigur, nämlich die bereits erwähnte, im Original von Sarah Silverman gesprochene, Vanellope. Diese ist von ihrer Art her eine Mischung zwischen der „it’s so fluffy i’m gonna die“-Edith aus „Ich – Einfach unverbesserlich“ und Zooey Deschanels Jess aus der aberwitzigen Serie „New Girl“ und wertet „Ralph reicht’s“ in jeglicher Hinsicht auf.

Von dem in der Geschichte vom Protagonisten versuchten Aufbrechen der eingefahrenen Gut- und Böse-Muster, ist auf die Ebene des Storyaufbaus allerdings kaum etwas übergegangen. „Ralph reicht’s“ ist doch eine Erzählung, die das absolut Gute und das absolut Böse kennt und den Grauzonen nur wenig Platz einräumt. So bleibt der Film alten Zügen verpflichtet und nutzt nicht die Gunst der Stunde hierbei etwas Komplexität oder Realismus einzustreuen. Schließlich ist „Ralph reicht’s“ (auch) ein Film für Kinder und das kann man ihnen doch nicht zumuten – oder vielleicht doch?

Trotzdem ist im Film die Liebe zum Detail deutlich spürbar. Wie sich die Charaktere im alten Arcade-Game, im Gegensatz zum modernen First-Person-Shooter, bewegen, spricht bereits für die ausgesprochene Kreativität. Und einen Story-Twist, der wunderschön vorbereitet ist, aber einen trotzdem unerwartet trifft, nimmt man da auch noch gerne mit.
 
 

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