Twixt

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Forumseintrag zu „Twixt“ von Josko

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Josko (01.10.2012 19:08) Bewertung
Twixt

Es gibt „New Hollywood“-Regisseure, die noch heute im Mainstream-Kino Filme zutage bringen, wie es kein anderer könnte – ein Beispiel dafür wäre auf jeden Fall Martin Scorsese. Es gibt auch jene Regisseure der „New Hollywood“-Generation, um die es ruhig geworden ist oder jene, die in den letzten Jahren ihr Vermächtnis der 60er-, 70er und 80er-Jahre schlicht und ergreifend zerstören – Brian DePalma oder, der Gipfel des Eisbergs, Oliver Stone.

Da gibt es aber noch jemanden, der sein ganz eigenes Süppchen kocht, die Rede ist von niemand geringerem als „Der Pate“-Regisseur Francis Ford Coppola. Dieser dreht nunmehr nämlich nur noch kleine, selbst produzierte Filme, die ihm ein persönliches Anliegen sind. „Twixt“ ist so einer, der nach einem Fiebertraum von Coppola selbst entstanden sein soll.

Die Hauptrolle spielt der für mich Unterschätzteste aller lebenden Schauspieler: Val Kilmer.
Kilmer mimt Hall Baltimore, einen Horror-Roman-Schriftsteller, der noch immer auf seinen großen Wurf wartet – ein Möchtegern-Stephen-King, in dessen Nacken immer seine Frau hockt und nach Geld verlangt, um die Rechnungen bezahlen zu können. Als Hall Baltimore in eine Kleinstadt kommt, um bei einer Autogrammstunde sein neues Buch zu signieren, ist der Fanansturm so gering, dass es sogar ihm schon fast zu peinlich wird. Der Polizeichef der Stadt allerdings ist ein großer Fan und bringt Baltimore in Folge sogar dazu, mit ihm ein Vampirbuch über den aktuellen Polizeifall einer gepfählten jungen Frau zu schreiben.

Der Film unterscheidet darauffolgend zwischen Szenen der Wirklichkeit und Träumen des alkoholisierten Hall Baltimore. Die Traumsequenzen sind geprägt von einem interessanten visuellen Gothik-Stil, der an „Sin City“ erinnert, aber nicht vollends damit verglichen werden kann. Ein Schwarzweiß mit punktuellen grellen (zumeist roten) Farben, das einem Tim Burton alle Ehre erweisen würde.

Inhaltlich vermischen sich die beiden Realitätsebenen und werden langsam zu einem gemeinsamen halb-kontinuierlichem Etwas. Aber es funktioniert – nicht auf der Ebene einer konsistenten Logik, aber auf der Ebene einer perfekten Verbindung von Narrativem und Visuellem.

„Twixt“ ist Francis Ford Coppolas erster 3D-Film. Konsequenterweise macht er auch dies so, wie er es will. D.h. nur zwei längere Sequenzen sind tatsächlich in 3D. Markiert werden diese durch eine 3D-Brille die auf das Bild gesetzt wird und dem Zuschauer signalisiert, dass er das auch machen sollte. Wie diese Gegebenheit mutet z.B. auch das Ende etwas trashig an, nämlich dass die Geschichten der Charaktere in textlicher Form weitergesponnen werden.
Wenn man so will (und ich will das so), kann man „Twixt“ gesamtheitlich als Trashfilm sehen – der wahrscheinlich großartigste Trashfilm der letzten Jahre!
 
 

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