Liebe

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Forumseintrag zu „Liebe“ von 8martin


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8martin (26.09.2012 17:46) Bewertung
2 Schocker & 1 Todesfall
Alle, die diesen Film von Michael Haneke als Meisterwerk bezeichnen haben Recht. Was nicht heißen soll, dass ihn alle mögen werden. Doch meisterlich ist hier zum einen die Art und Weise, wie sich der Regisseur und Drehbuchautor diesem hoch sensiblen und auch emotionalen Thema genähert hat. Es geht um Tod, Sterbehilfe/Mord, und Demenz. (d.h. ein Klasse Drehbuch liegt vor!). Zum anderen erleben wir zwei Protagonisten Trintignant und Riva, die altersmäßig passen und eine oscarreife Darstellung abliefern, die den Zuschauer gefühlsmäßig attackiert und menschlich zutiefst erschüttert. Gekonnt sind auch – und das wird hier deutlicher als in früheren Haneke-Filmen – die langen Einstellungen, in denen nicht gesprochen wird. Es lässt dem Zuschauer Zeit, das zu tun was die Figur auf der Leinwand tut: nachdenken über die Situation. Das ist wie ein Sog. Durch zwei Schockmomente werden wir aufgeschreckt, damit wir nicht dem Charme der beiden Alten erliegen. Bemerkenswert auch die Haltung der Tochter (Isabelle Huppert). Sie ist zwar besorgt, aber Tonfall und Fragestellung gehen voll daneben. Sie lebt in einer andern Welt, bedrängt den Vater ‘Wie geht’s weiter?‘ und der muss sich energisch behaupten, um nicht in die Ga-Ga-Ecke abgeschoben zu werden. Die Krönung ist der Schluss. Ausgehend von einer akustisch realistischen Situation, gehen die beiden Alten einfach hinaus. Da denkt man dann nicht mehr an den Anfang. Einfach genial!
 
 

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