Die Wand

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Forumseintrag zu „Die Wand“ von 8martin


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8martin (23.10.2012 18:42) Bewertung
Preis der Autarkie
Man muss u.a. bereit sein, sich mit einem so schwierigen Thema wie ‘Depression‘ auseinander zu setzen, um den Film zu verstehen. Man kann sich aber auch an Martina Gedecks Schauspielkunst erfreuen und die tollen Naturaufnahmen genießen. All das sind Erklärungsoptionen zu diesem ungewöhnlichen Film.
Martina Gedeck stößt an eine unsichtbare Wand und wird auf sich zurückgeworfen. Um sie herum ist die Welt menschenleer. Ihr bleiben nur Hund, Katze und Kuh als Gesprächspartner. Für die fühlt sie sich verantwortlich. Das motiviert sie, aufzustehen und sich und die Tiere zu versorgen. So beginnt sie uralte, inzwischen nur noch von Spezialisten getane Arbeiten zu erledigen: sie pflanzt, erntet, mäht, melkt die Kuh und geht auf die Jagd. Sie wird autark. Versucht sich über ihre Situation und über sich selbst Klarheit zu verschaffen. Dafür hat sie jede Menge Zeit droben auf der Alm. Die Selbstbesinnung weckt also verloren geglaubte Fähigkeiten.
Und da kann die Interpretation sowohl des Romans von Marlen Haushofer als auch des sich eng daran orientierenden Films von Julian Pölsler einen Schritt weitergehen. Der Mensch wird in einen quasi paradiesischen Zustand zurückversetzt. Er kann eine nie gekannte Freiheit und Unabhängigkeit erlangen auf seiner ‘Insel‘. Und lebt in völligem Einklang mit der Natur. . Und diejenigen, die dieses Paradies bedrohen, müssen bekämpft werden. Die Einsamkeit darf ihm nichts anhaben, menschliche Nähe nicht fehlen.
 
 

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