Forum zu Die Wand

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7 Bewertungen
78.6% Bewertung
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    Under the Dome

    Lange bevor Stephen King mit „Die Arena“ die Romanvorlage zur Erfolgs-TV-Serie „Under the Dome“ schrieb, hatte schon eine österreichische Autorin eine ähnliche Idee. 1963 schrieb Marlen Haushofer den Roman „Die Wand“. Doch erst lange nach ihrem Tod wurde ihr Werk auch für die Leinwand adaptiert.

    Im Gegensatz zur Version ihres berühmten amerikanischen Kollegen geht es bei „Die Wand“ nicht um die zwischenmenschlichen Spannungen und Schicksale mehrerer unter einer undurchdringbaren Kuppel gefangenen Personen, sondern „nur“ um das Leben einer einzigen in der plötzlichen Isolation gefangenen Frau. Diese namenlose Frau wird hier sehr überzeugend von Martina Gedeck dargestellt. Ihre Gedanken werden dabei sehr eindringlich durch einen Off-Kommentar von ihr selbst zum Ausdruck gebracht. Natürlich fragt man sich hier, wie würde man in so einer Situation selber handeln. Würde man versuchen, irgendwie aus der Gefangenheit zu entkommen, würde man die Situation einfach als gegeben hinnehmen, oder würde man schließlich daran verzweifeln und zugrunde gehen? Viele dieser Überlegungen stellt sich auch die Hauptdarstellerin – und es ist irgendwie spannend ihr zuzusehen, wie sie ihr Schicksal meistert. Obwohl man über lange Zeit ihr einfach nur bei alltäglichen Arbeiten auf der Alm zusieht (jagen, Gras mähen, Heu ernten,…) nimmt einen der Film doch gefangen. Das einfache Leben mit ihren einzigen tierischen Begleitern (Hund, Kuh und Katze) wird in wunderschönen Landschaftsaufnahmen – untermalt mit klassischer Musik – perfekt eingefangen. Die Gedanken, die die Erzählerin im Film neben den Kommentaren auch zu Papier bringt, haben in Kombination mit den Bildern auch eine gewisse Wirkung und werten den Film noch mehr auf.

    „Die Wand“ ist ein eindringlicher Film, der das Thema Isolation nicht von der reißerischen Seite betrachtet, sondern es viel ruhiger angeht. Doch gerade diese ruhigen Momente, gepaart mit herrlichen Landschaftsaufnahmen und den eher emotionslosen und nüchternen Kommentaren machen aus dem Film etwas Besonderes.
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    30.09.2015
    20:37 Uhr
  • Bewertung

    Puh,

    man sollte zwar die Buchvorlage nie mit dem Film vergleichen, dennoch tut man es zwangsläufig automatisch. Das Buch habe ich verschlungen, das hat mich in seinen Bann gezogen, der Film hat das leider nicht geschafft. Aus dem Buch geht hervor, dass es eine Wand gibt, was diese Wand ist, ist jedoch unklar, das kann alles sein, eine Metapher für viele Dinge im Leben. Im Film wird diese Wand extrem konkret dargestellt, als nämlich genau so eine. Der Film zieht sich in die Länge und zieht sich noch mehr in die Länge und zieht sich wahnsinnig ganz viel in die Länge. Martina Gedeck ist charismatisch wie immer, wahrscheinlich hätte man keine bessere Besetzung für die Rolle finden können.
    02.02.2013
    21:52 Uhr
  • Bewertung

    Absolut sehenswert

    Ein genialer Film mit einer genialen Schauspielerin. Auch die Tiertrainer waren einzigartig. Der Film hat mich sofort hineingezogen, und es war schwierig, die Frage zu beantworten, ob ich so lange durchgehalten hätte. Die Filmmusik (großteils Bach) hat viel dazu beigetragen, dass es schwer war, wieder "rauszukommen".
    03.12.2012
    15:34 Uhr
  • Bewertung

    Preis der Autarkie

    Man muss u.a. bereit sein, sich mit einem so schwierigen Thema wie ‘Depression‘ auseinander zu setzen, um den Film zu verstehen. Man kann sich aber auch an Martina Gedecks Schauspielkunst erfreuen und die tollen Naturaufnahmen genießen. All das sind Erklärungsoptionen zu diesem ungewöhnlichen Film.
    Martina Gedeck stößt an eine unsichtbare Wand und wird auf sich zurückgeworfen. Um sie herum ist die Welt menschenleer. Ihr bleiben nur Hund, Katze und Kuh als Gesprächspartner. Für die fühlt sie sich verantwortlich. Das motiviert sie, aufzustehen und sich und die Tiere zu versorgen. So beginnt sie uralte, inzwischen nur noch von Spezialisten getane Arbeiten zu erledigen: sie pflanzt, erntet, mäht, melkt die Kuh und geht auf die Jagd. Sie wird autark. Versucht sich über ihre Situation und über sich selbst Klarheit zu verschaffen. Dafür hat sie jede Menge Zeit droben auf der Alm. Die Selbstbesinnung weckt also verloren geglaubte Fähigkeiten.
    Und da kann die Interpretation sowohl des Romans von Marlen Haushofer als auch des sich eng daran orientierenden Films von Julian Pölsler einen Schritt weitergehen. Der Mensch wird in einen quasi paradiesischen Zustand zurückversetzt. Er kann eine nie gekannte Freiheit und Unabhängigkeit erlangen auf seiner ‘Insel‘. Und lebt in völligem Einklang mit der Natur. . Und diejenigen, die dieses Paradies bedrohen, müssen bekämpft werden. Die Einsamkeit darf ihm nichts anhaben, menschliche Nähe nicht fehlen.
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    23.10.2012
    18:42 Uhr