Fight Club

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Forumseintrag zu „Fight Club“ von auson


auson (20.11.2007 16:09)
Fight Club zum drittenmal
Es ist nun schon ein paar Tage her... Heute gab ich den Titel in Google ein und kam gleich auf eine Seite mit Meinungen dazu. Endlos fast. Und beeindruckend.

Ich weiß schon, dass man manche Filme mehrmals sehen muss. Überhaupt im Fernseher, wo das Bild klein ist und der Ton zu wünschen lässt. Beim Erstenmal hatte ich meinen Eindruck so formuliert: Da sehe man fast, wie der selbst schizophrene Drehbuchautor vor seinem PC Kopfstände macht ... Nun, verrückt ist die Geschichte ja, nein, toll ist der bessere Ausdruck. Aber der kann positiv oder negativ verstanden sein. Ich möchte ihn positiv gebrauchen, eben mit dem Beigeschmack des völlig Außergewöhnlichen.

Kein Wunder, dass diese Geschichte Manche nicht loslässt - oder nicht losließ. Es geht wahrlich nicht um Gewaltverherrlichung. Mit diesem Vorwurf möchten wohl Einige den Film dorthin schieben, wo er ihnen nicht mehr schädlich werden kann. Es geht um Selbstverwirklichung - aber das ist auch ein verbrauchter Ausdruck. Es geht darum, dass da erkannt wird: mein Leben ist gemacht von den Interessen Anderer, und zu deren Vorteil und meinem Nachteil - ich konsumiere so, dass die Dinge mich besitzen und nicht ich sie - ich erlebe Freiheit, nur wenn ich mich befreie!
 
 
 
auson (20.11.2007 16:09)
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Diese bittere Anleitung zu einer echten Revolution ist kaum als Spaß gemeint. Sie scheint mir nicht einmal neu. Aber wen spricht sie an? Doch nur die, die ohnehin schon nichts zu verlieren haben. Aus Solchen bildet sich ja auch der Club im Film. Ja, freilich auch Solche, die sich in einer Rolle gefallen. Und die pflegen ohnehin bald neue Identifikationen zu finden.

Man könnte von solcherart Revolution zu schwärmen anfangen - wenn nicht einige Fragen aufkämen, auf die der auf seine Art geniale Film nicht antwortet. Zuerst einmal: Wo bleibt die Freiheit der Mitglieder im Club? Sind sie da nicht neuerlich willenlose Werkzeuge? Und dann, ganz persönlich, ehrlich und direkt: Was fang ich denn an, dann, nachdem ich mich befreit habe, von Konsumismus und welchem way of life auch immer?

Das Lösen der Bindungen an was auch immer ist doch nicht d i e Befreiung, wenn ich neue eingehe. Und die reine Existenz oder was immer da herauskommen mag, ist bestenfalls ein philosophisches Experiment, aber kein humanes, nicht einmal ein vitales. Bindungen gegen meinen Willen sind übel. Aber lebe ich besser, ja lebe ich überhaupt als Mensch ohne Bindungen?

Und was heißt eigentlich Anarchie? Dass niemand herrscht? Oder dass alle herrschen? Wer sichert dann diesen idealen Zustand? Auch alle?
 
auson (20.11.2007 16:09)
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Diese bittere Anleitung zu einer echten Revolution ist kaum als Spaß gemeint. Sie scheint mir nicht einmal neu. Aber wen spricht sie an? Doch nur die, die ohnehin schon nichts zu verlieren haben. Aus Solchen bildet sich ja auch der Club im Film. Ja, freilich auch Solche, die sich in einer Rolle gefallen. Und die pflegen ohnehin bald neue Identifikationen zu finden.

Man könnte von solcherart Revolution zu schwärmen anfangen - wenn nicht einige Fragen aufkämen, auf die der auf seine Art geniale Film nicht antwortet. Zuerst einmal: Wo bleibt die Freiheit der Mitglieder im Club? Sind sie da nicht neuerlich willenlose Werkzeuge? Und dann, ganz persönlich, ehrlich und direkt: Was fang ich denn an, dann, nachdem ich mich befreit habe, von Konsumismus und welchem way of life auch immer?

Das Lösen der Bindungen an was auch immer ist doch nicht d i e Befreiung, wenn ich neue eingehe. Und die reine Existenz oder was immer da herauskommen mag, ist bestenfalls ein philosophisches Experiment, aber kein humanes, nicht einmal ein vitales. Bindungen gegen meinen Willen sind übel. Aber lebe ich besser, ja lebe ich überhaupt als Mensch ohne Bindungen?

Und was heißt eigentlich Anarchie? Dass niemand herrscht? Oder dass alle herrschen? Wer sichert dann diesen idealen Zustand? Auch alle?
 
auson (20.11.2007 16:11)
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Ich misstraue Revolutionen und glaube nicht an Gewaltlösungen. So wohl es mir tut, wenn diktatorische Regierungen, korrupte Exekutive, gewinnorientierte Versicherungen, monopolgierige Konzerne etc eins drauf kriegen. Die Utopien, die gegen all diese Misslichkeiten geträumt werden - und gehört dazu nicht auch die Demokratie, ebenso wie die Monarchie? - leiden alle an der selben Lächerlichkeit: dass für sie entweder das ideale Volk nötig wäre, oder der ideale Herrscher.

Der Fight Club ist weder das eine, noch Tyler Durden der andere, aber der Film ist eine moralische Aufrüttelung, wie sie zeitgemäßer kaum erdacht und realisiert werden konnte. Und das wirklich Positive an solcherlei Aufrüttelungen ist einzig, dass Manche aufmerksam werden auf die Art, wie sie leben und eigentlich nicht leben wollen.

2.06?

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