Forumseintrag zu „Going Postal“ von 8martin

Eine märchenhafte Verfilmung eines Terry Pratchett Romans, den auf der Insel jedes Kind kennt. Nur auf dem Kontinent ist er ein schlafender Riese geblieben – bis jetzt. Es ist Regisseur Jones gelungen ein fulminantes Animationsfeuerwerk abzubrennen mit Werwölfen, Banshees und einer Armee von Golems mit leuchtenden, toten Augen. Wunderschön die optische Umsetzung wenn Worte Briefe verlassen und sich selbstständig machen und man in einer Flut von Briefen buchstäblich ertrinken kann.
Und es geht um technische Neuerungen: ein Wettlauf der Nachrichtenübertragung. Die gute alte Post wird noch in der Kutsche befördert im Wettstreit mit dem Bösewicht Reacher Guilt (David Suchet), der eine Art Mobilfunkübermittlung betreibt. Das wird spielerisch amüsant dargeboten und an zwei weitere Handlungsstränge geknüpft: ein Rahmen ist die Einbindung von Lipwig (Richard Coyle) durch den Minister Lord Vetinari (Charles Dance), der ihn vor dem Galgen rettet und eine herbe Liebesgeschichte mit Lipwig und Adora Liebherz (Claire Foy), in der die Erfüllung dieser Hassliebe lange hinausgeschoben wird, auch aufgrund von familiären Diskrepanzen. Da kann es dann schon mal sein, dass das ‘liebe Herz‘ u.a. beim Candlelight Dinner ihre Highheels in seinen Fuß bohrt.
Und ganz nebenbei wird noch beschrieben wie die Briefmarke zu ihrer Perforation kam. Hier kommt der Postbotenlehrling Heuler zum Einsatz, der ein passionierter Sammler von Nadeln ist.
Nicht nur bei der Namensfindung lehnt sich Terry Pratchett oftmals an deutsche Wörter an. Seine Wortschöpfungen, die an Tolkin erinnern, zeigen, dass es hier um ein eigenes Universum geht. Wir erleben eine ‘Scheibenwelt‘ und Reacher Guilt leitet ein ‘Klacker-Imperium‘.
Sehr unterhaltsam, mit eindrucksvollen Überraschungen und spektakulären Wendungen.
Und wem das nicht genügt, der kann Terry Pratchett ja noch lesen.