Das Bildnis des Dorian Gray

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Forumseintrag zu „Das Bildnis des Dorian Gray“ von r2pi


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r2pi (21.06.2010 23:18) Bewertung
schönheit=herz? jugend=unschuld?
ein stoff, der die twilight-philosophie über die gleichsetzung von schönheit mit einer reinen seele, und von ewiger jugend mit unschuld gehörig ins wanken bringt – und mit einer deutlichen absage an ebendiese ewigkeit: "some things are more precious just because they don’t last“ – erschienen bereits 1890...
und so sind es nicht die unzähligen ausschweifungen des ewig-jungen titelhelden, sondern die wildeschen dialogzeilen, die den atmosphärischen bildern von feudalen herrschaftshäusern, üppigen londoner plüsch-interieurs und neblig-tristen gassen mit armut-feeling drive und sinn verleihen; zeilen, von colin firth bravourös-routiniert vorgetragen, denen der ebenso naive wie wenig wandlungsfähige dorian gray von ben barnes leider wenig entgegen zu setzen weiß.

der komplexe roman selbst wurde auf die grundgeschichte (der zynische versucher wotton schafft sich in dorian gray ein monster nach seinem abbild) reduziert, und zusätzlich mit kurzen rückblenden auf dorians kindheit als missbrauchsopfer des sadistischen großvaters (woher die monstrosität: gene? sozialisation? oder doch freier wille?) – unnötigerweise – angereichert, ebenso neu ist die rolle der emily wotton als mögliche erlöserin eines seiner eskapaden müde gewordenen lüstlings: "i won’t let anyone hurt you…“

fazit: mit sicherheit nicht die ultimative verfilmung, bietet "dorian gray“ dennoch interessante gedankenanstöße – weshalb die lektüre des wilde-romans umso mehr ans herz zu legen ist.
 
 

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