Spätestens seit „Cidade de Deus“ sind die Slums von Brasilien und auch anderen Ländern beliebte Handlungsorte für diverse Spielfilme. Man setzt sich erst seit wenigen Jahren filmisch mit solchen Elendsvierteln auseinander und erzählt dadurch Geschichten verschiedenster Genres.
„Broder“ ist ein weiterer solcher Beitrag und leider kein besonders origineller. Man hat den gesamten Film hindurch das Gefühl, diesen Film bereits einmal gesehen zu haben: Es geht um die tragische Geschichte eines aufsteigenden brasilianischen Fußballspielers und seinen Freunden, ihre Familien und ihre Verstrickungen in diverse verbrecherische oder halblegale Tätigkeiten.
Alle Darsteller sind gut geführt und dies macht den Film dadurch auch sehr interessant. Doch ein Problem ist sicherlich der Erzählrhythmus: Die erste Hälfte wird die Familie etabliert. In unspektakulären Bildern, die sogar ab und zu unpassender Weise an einen Dokumentarfilm erinnern, vermutet niemand, dass der Film bald um einiges rasanter wird: Die männlichen Protagonisten fahren zum Feiern in die Stadt, wo sie neben einer rauschigen Nacht auch blutige Zwischenfälle erleben. Der wichtigste Wendepunkt des Films, das Angebot der Gangster an den Protagonisten Macu seinen Freund Jaiminho zu entführen, kommt viel zu spät und wirkt durch diesen verspäteten Einsatz einfach unpassend. Plötzlich hat man es mit einem ganz anderen Film zu tun als bisher.
Ein weiterer Störfaktor ist, dass der Film scheinbar zwanghaft noch eine Gangsterstory mithineinpackt um dem Handlungsort gerecht zu werden. Gegen Ende wird eine Schrifttafel eingeblendet, die daran erinnert, wie viele junge Menschen jährlich in den Stadträndern von Sao Paolo ums Leben kommen – wenn genau dies der Film zeigen wollte, ist er daran durch seine lange Exposition und lückenhaft konstruierte Handlung eindeutig gescheitert.
