Filmisches Dokument einer essenden Suche nach Nähe
Exklusiv für Uncut von der Berlinale 2010 Regisseur Quanan Wang bekam vor 3 Jahren hier auf der Berlinale für „Tuyas Hochzeit“ einen goldenen Bären. Es ist daher keine Überraschung, dass er den Eröffnungsfilm des heurigen Jahres beisteuern durfte. Noch dazu, wo die Geschichte des chinesisch-taiwanesischen Kriegsveteranen und seiner durch die Kriegswirren auseinander gerissenen Familie auf Berlin, die Stadt mit berühmtesten (Ex-)Mauer der Welt geradezu wie die Faust aufs Auge passt. Es ist auch keine Überraschung, dass der Stil des Filmes naturgemäß ein anderer ist, als wir es aus Hollywood gewohnt sind und man sich einem chinesischen Film mit einer anderen Einstellung bzw. ohne die üblichen Erwartungen nähern muss. Eine gewisse Überraschung ist dann aber doch, dass sich der Film insgesamt als erstaunlich langatmig und zäh entpuppt. Trotz gut besetzter Darstellerinnen und Darsteller (allen voran die „Grande Dame“ des chinesischen Kinos Lisa Lu neben dem taiwanesischen Sänger Ling Feng) kommt die Geschichte nicht so richtig in Schwung und das Publikum langweilt sich zu Tode. Vielleicht hat es auch damit zu tun, dass während des Filmes immer sehr viel gegessen wird und sich der Hunger meldet, vielleicht ist aber der, wie es der Regisseur selbst erklärte, „sehr einfache“ Stil der Inszenierung, ähnlich einem Theaterstück, zu statisch, als dass man sich in die Personen und deren Emotionen, um die es in dem Film eigentlich geht, hineinversetzen könnte. Bei der chinesischen Zensur war der Film in „Rekordzeit von nur 2 Wochen“ (so der Regisseur) genehmig worden, auch hier liegt der Verdacht nahe, dass es deshalb so schnell ging, weil er sich mit den politischen Hintergründen nur andeutungsweise auseinandersetzt. Für die Berlinale ist „Tuan Yuan“ ein Eröffnungsfilm, der im Lauf der nächsten Tage schnell in Vergessenheit geraten wird und die Hoffnung auf einen glanzvollen Auftakt vorläufig unerfüllt lässt.
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