If I Want To Whistle, I Whistle

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Forumseintrag zu „If I Want To Whistle, I Whistle“ von Harry.Potter

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Harry.Potter (13.02.2010 23:21) Bewertung
Chronologie eines Ausbruchs aus Verzweiflung
Exklusiv für Uncut von der Berlinale 2010
Beinahe hätte er es geschafft: Silvius Entlassung steht in knapp zwei Wochen bevor. Wenn er bis dorthin durchhält, ist er frei, zu tun, was er möchte. So weit der Plan. Als ihn 15 Tage vor seiner Entlassung sein kleiner Bruder besuchen kommt, ahnt er schon, dass seine Mutter dahintersteckt, die ihn vor 8 Jahren alleine zurück gelassen hatte und nach Italien gegangen war. Trotz aller Disziplin in der Haft steigert sich seine Wut darüber, dass sie, nach all den Jahren, so tun will, als wären sie eine heile Familie, ins Unermessliche. Seinem Bruder soll es besser gehen als ihm, um jeden Preis...

Der rumänische Beitrag zum Filmfestival ist ein sehr, sehr emotionaler Film voller Zorn, Wut, Verzweiflung und Ausweglosigkeit. Alle diese Emotionen bleiben jedoch unter der Oberfläche verborgen und spiegeln sich nur in der Mimik des Hauptdarstellers George Pistereanu. Es ist faszinierend, zu beobachten, wie sich die Wut in ihm aufstaut und wie lange er sich beherrschen kann, bevor der Zorn über seine Mutter und ihre Pläne, ihm seinen kleinen Bruder wegzunehmen, ihn alle Beherrschung verlieren lässt. Was ein Roadmovie hätte werden können, in dem sich der Geiselnehmer und seine Geisel besser kennen und vielleicht lieben lernen, wird zu einer emotional höchst intensiven und schon fast auf die Art von Michael Haneke gefilmten Tragödie eines vordergründig sinnlosen Ausbruchs samt Geiselnahme. Der tiefere Sinn erschließt sich jedoch in der Nachlese und am Schluss, als Silviu die beiden Ziele erreicht, die er sich gesetzt hat und dabei den Preis seiner Freiheit bezahlen muss. Damit hat er sich jedoch ein einziges Mal in seinem Leben einen Wunsch erfüllt. Bei aller Gewalt und Anspannung schafft es der Film somit, versöhnlich, wenn auch traurig zu enden, je nachdem, mit welcher Figur man sich im Film identifiziert. Ein Film, der mit ganz einfachen Mitteln eine ganz einfache Geschichte erzählt, die von seinem Hauptdarsteller quasi im Alleingang getragen wird. Gut möglich, dass George Pistereanu mit einem Bären aus Berlin heimgehen wird, denn abgesehen von ihm und seiner tollen Leistung hätte der Film sonst bei weitem nichts Besonderes zu bieten.
 
 

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