City of God

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Forumseintrag zu „City of God“ von 8martin

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8martin (29.07.2017 19:51) Bewertung
Stadt Gottes?
Es ist mehr als sein Dokumentarfilm, obwohl der Film das Leben im Armenviertel von Rio dokumentiert. Die Laiendarsteller und das Ambiente sind absolut authentisch. Die Handlung ist voller realistischer Brutalität. Es herrscht das Faustrecht in einer Welt, die vornehmlich aus Mord, Totschlag, Raub und Razzia besteht. Und der Lebensunterhalt wird durch den Handel mit Drogen verdient. Wir erfahren vom hierarchischen Aufbau der Organisation, die von der Polizei geduldet wird. Jedem ist eines klar ‘Ehrlichkeit lohnt sich nicht.‘
Es kommt zum Bandenkrieg zwischen dem ‘schönen Helden‘ Mané (Seu Jorge) und Locke (früher mal ‘Löckchen genannt) (Leandro Firmino da Hora), dem ‘hässlichen Bösen‘. Er verspürt richtige Lust am Töten. Es ist einerseits eine persönliche Abrechnung, andererseits ein Machtfrage. Das Foltern von Kindern ist hier ebenso an der Tagesordnung wie die rücksichtslose Ballerei. Der Colt sitzt locker. Bereits bei unliebsamen Äußerungen wird sofort getötet. Verbaler Höhepunkt ist das ‘Vater unser‘ der Gang. Hier wird jeder Bezug statt auf Gott auf die Bande bezogen. D.h. dann ‘geheiligt werde unser Name‘ und ‘unser Wille geschehe‘. Weiter heißt es ‘unser täglich Brot nehmen wir uns selbst‘ und ‘führe uns in Versuchung…‘
Wenn das der ganze Film wäre, so bliebe es nur eine beeindruckende Dokumentation. Doch die Handlung enthält einen Nebenstrang, der zur Hauptsache wird. Buscapé (Alexandre Rodrigues) fotografiert. Er steht für den einzigen Ausweg aus dem Dilemma nämlich ‘Bildung‘. Obwohl er in der ‘Stadt Gottes‘ zu Hause ist, gelingt ihm durch seine Fotos der Ausstieg.
Filmisch interessant ist die Wiederholung mancher Szenen, die bunt gemischt eingestreut werden und manche Aktionen nochmal aus einer anderen Perspektive zeigen. Dabei ist Buscapé kein Held. Er hat nur Verstand und ein Ziel vor Augen. Das Ende ist durchaus realistisch, wenn die Gang der ‘Zwerge‘ (kleinere Jungs) die Macht übernimmt, nachdem die älterere Generation tot ist. Muss man gesehen haben.
 
 

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