Forumseintrag zu „Under the Greenwood Tree“ von 8martin

Regisseur Nicholas Laughland ist inhaltlich etwas von der Romanvorlage von Thomas Hardy abgewichen. Der war in Grunde viel aktueller und fortschrittsgläubiger als viele seiner Zeitgenossen. Doch davon merkt man hier nichts. Auch die Klassenschranken werden kaum erwähnt (eine Tanz- und Musikszene). Lediglich Dick Dewy (James Murray), der am Ende auch das Rennen macht, zeigt etwas modern anmutendes unternehmerisches Engagement. Die beiden anderen Gockel, die das titelgebende Hühnchen (Keeley Hawes) umkreisen, sind der reiche Mr Shiner (Steve Pembertone) und Pfarrer Maybold (Ben Miles). Um die zeitgemäße Adaption zu unterstreichen braucht man die Figuren eigentlich nicht so steif und hausbacken agieren zu lassen. Die Dialoge sind oft hölzern die Handlung übertrieben betulich. Lediglich die Atmosphäre des englischen Landlebens im 19. Jahrhundert ist recht charmant einfangen. Da es nur um das Thema Nummer 1 geht: ‘Heirat als Lebensversicherung‘ das in längeren Dialogen ausgewalzt wird, geht der Film eher in Richtung der Romane von Jane Austen. Dabei ist Fancy bei Hardy durchaus als selbstbewusste Frau angelegt. Eine unabhängige Lehrerin war damals doch das Idealbild einer emanzipierten Frau. Drum erscheint ihr zögerliches Nicht-Doch-Doch Nicht ziemlich unangebracht.
Nett anzuschauen, also nur etwas fürs Auge mit ein wenig Herz-Schmerz.