Velvet Goldmine

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Forumseintrag zu „Velvet Goldmine“ von r2pi

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r2pi (07.06.2015 23:57) Bewertung
sternenstaub
"legenden sind es, die wie antike ruinen die fiktion von imperien hervorrufen. und alles vergessene schwebt in den dunklen träumen der vergangenheit und droht immerwährend zurückzukehren."

"ich will sie, weil sie damals dabei waren": die dunklen träume der vergangenheit melden sich wieder zurück, als der musikjournalist arthur stuart (christian bale) mit einer story über den weiteren verbleib des ehemaligen glamrockstars brian slade (jonathan rhys meyers) beauftragt wird. erinnerungen an ein erstickendes, repressives elternhaus, an die ersten, elektrisierungen begegnungen mit der glamrock-musik der frühen 1970er und ihre interpreten werden wach, die gleichermaßen schmerzhafte und sehnsuchtsvolle zeit des erwachsenwerdens, der träume von sexueller befreiung und lustvoller pose – und das platzen dieser träume: brian slades ermordung auf offener bühne entpuppt sich als schwindel, die "unglaublich kraftvolle und positive zeit" (ewan mcgregor) verliert sich in einer destruktiven abwärtsspirale aus drogenkonsum und materiellem anspruch: die achziger lassen grüßen, der neue star am firmament ist tommy stone, der nur gutes über den konservativen US-präsidenten zu berichten weiß. doch auch tommy stone hat eine vergangenheit...

regisseur und drehbuchautor todd haynes begibt sich auf eine musikalische zeitreise zurück in die glamrock-ära, "brian slade" und co werden als spirituelle nachfahren oscar wildes, des "ersten dandys des pop", zelebriert, wildes brosche als zeichen der geistigen verbundenheit weitergereicht. die parallelen zu david bowie (aka ziggy stardust), iggy pop und ein bissel lou reed, bryan ferry oder brian eno sind unübersehbar, sollten allerdings nicht als 1:1-biographie missverstanden werden: mit velvet goldmine wird eine ära, oder besser, unsere vorstellung von einer "übertriebenen, verrückten, grandiosen zeit" wiedererweckt – kaleidoskopartig und stilsicher in den inszenierungen der opulenten auftritte und des alltags mit schlaghosen, glitzermake-up und 1970er typographie, getragen von viel musik und einem wunderbaren cast: eine erinnerung an sehnsucht, verlust und die sogwirkung von musik und ihren legenden – legenden, die wie sternschnuppen selbst zu staub zerfallen müssen, aber in ihrem kurzen aufglühen unsere kleine persönliche welt verändern können.

tipp: "to be played at maximum volume!"
 
 

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