In Love We Trust

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Forumseintrag zu „In Love We Trust“ von Harry.Potter

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Harry.Potter (08.02.2008 23:47) Bewertung
Was darf die Liebe fordern?

Was auf den ersten Blick aussieht wie eine relativ simple Geschichte über ein kleines chinesisches Mädchen namens Hehe, das an Krebs erkrankt und dessen Eltern angesichts eines fehlenden Organspenders bereit sind, zu ungewöhnlichen Maßnahmen zu greifen, um das Leben ihres Kindes zu retten, entpuppt sich schnell als tiefgründiges Drama über die Liebe und was jeder und jede bereit ist, für sie zu tun und welche moralischen Grenzen, die wir auf den ersten Blick klar für uns einfordern, aus Liebe überschritten werden können. Regisseur Wang Xiao Shuai entwirft ein Labyrinth aus den komplizierten Beziehungen zwischen Hehes Mutter und ihrem leiblichen Vater sowie deren jeweils neuen Ehepartnern nach der Scheidung ihrer Eltern und lässt alle Beteiligten für die Dauer des Filmes darin herum laufen. Immer wieder stoßen sie dabei auf Sackgassen oder stellen fest, dass sie im Kreis gelaufen sind. Er thematisiert die Frage, wie sehr Menschen das Recht haben, ihren Partner bzw. ihre Partnerin exklusiv an sich zu binden und ob die Rettung eines kleinen Mädchens nicht ein so großes Gut darstellt, das es rechtfertigt, mit seinem früheren Partner doch noch einmal ein Kind zu zeugen, damit es Knochenmark für Hehe spenden kann, auch wenn das Kind nicht aus der Liebe der beiden Menschen zueinander entstand, sondern aus Liebe zu ihrem ersten Kind gezeugt wurde.

Wie so oft in diesem Themenkreis bekommt das noch ungeborene Kind, das ja ganz offensichtlich instrumentalisiert wird, keinen Anwalt zur Seite gestellt. Seine Zustimmung zu alldem wird als gegeben voraus gesetzt. Als Diskussionsgrundlage für eine sicherlich kontroverse Diskussion über die Ein-Kind-Politik Chinas, über partnerschaftliche Moralvorstellungen und über unterschiedliche Formen von Liebe eignet sich der Film ebenso gut wie als Beispiel dafür, wie sehr ein Übermaß an Hartnäckigkeit und das Festhalten an einer fixen Idee zugleich Erfolgsgarantie und Hindernis zum persönlichen Glück sein können.

Insgesamt zeigt sich der Film als sehr ruhig inszeniertes und mitunter immer wieder auch träges Beziehungsdrama vor der Kulisse der boomenden Stadt Peking als Synonym für die moderne Gesellschaft der Gegenwart. Peking ist aber nicht eine zwingende Umgebung, rein grundsätzlich könnte der Film überall auf der Welt spielen und die Grundfragen hätten sich nicht geändert.
 
 

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