Angel

Bewertung durch Harry.Potter  80% 
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Forumseintrag zu „Angel“ von Harry.Potter


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Harry.Potter (17.02.2007 19:25) Bewertung
Zuckersüßes Melodram mit der süßen Romola Garai in der Hauptroll

Regisseur Francos Ozon (“8 Femmes”) hat sich hier eine Romanvorlage von Elizabeth Taylor (nein, nicht der Cleopatra, sondern einer englischen Schriftstellerin, die 1975 verstarb) ausgesucht und daraus einen kompromisslos romantischen, melodramatischen Schinken gedreht, allerdings einen, der als Film trotzdem gut funktioniert. Vom Grundprinzip her ist sein Streifen ein Melodrama, in dem Angel zwischen dem Mann, den sie heiratet, der aber nicht der richtige für sie ist und seiner Schwester, die sie abgöttisch verehrt, hin- und her gerissen ist. Er übersteigt aber das Standardkonzept, indem nicht ein zweiter Mann ihr schlussendlich das Glück schenkt, das ihr beim Ersten versagt geblieben war, sondern dass die Liebe letzten Endes unerfüllt bleibt. Angels Charakter ist der einer jungen Frau, die sich für die Wirklichkeit überhaupt nicht interessiert, sondern sich die Geschichten, die sie schreibt und deren Schauplätze einfach ausdenkt, ganz egal, ob das alles dann auch wirklich so ist oder nicht. Es ist ihr egal. Ihr geht es nur um die Romanze, um ihren materiellen Erfolg und um die Fantasiewelt, die sich rund um sich dadurch erschafft. Die Menschen um sie herum dienen ihr größtenteils nur als Mittel zum Zweck, selbst als ihre Mutter im Sterbebett liegt, sieht erst sehr spät ein, dass sie sich nicht wieder erholen wird. Insgesamt hat der Film aber einen großen Wendepunkt kurz nach der Hälfte des Filmes, als ihr Ehemann, der Maler Esmé (Michael Fassbender, derzeit auch in “300” zu sehen) zum Dienst an der Front des Ersten Weltkrieges eingezogen wird. Ab diesem Zeitpunkt ändert sich auch der Erzählstil vom kompromisslos kitschigen, puffig ausgestatteten Kostümfilm hin zum Drama des Abstieges einer jungen Frau, die aus dem Nichts den Aufstieg geschafft hatte, aber an ihrem ausschweifendem Lebensstil scheitert und ihrem privaten Unglück zerbricht.

Wie auch schon in seinen anderen Filmen setzt Regisseur Francos Ozon wieder auf eine für ihn sehr typische Art der Inszenierung, bei der er zwischendurch auch mal ungeniert ganz billig in der Bluebox hinzugefügte Hintergründe einfügt, zum Beispiel, als Angel mit ihrem Verleger Theo (Sam Neill) in der Kutsche fährt oder als sie mit ihrem Ehemann auf Weltreise geht. Die Ausstattung war hier eindeutig wichtiger als Originalschauplätze. Und es stört den Film auch gar nicht, weil es ins Gesamtkonzept passt.

Für Fans von Ozons Stil ist der Film auf jeden Fall wieder eine Freude, für alle übrigen bietet er auf jeden Fall eine zuckersüße und grundsätzlich solide umgesetzte, aber auch kompromisslos kitschige Romanze mit melodramatischem Ausgang und zahlreichen theatralischen Abgängen und Auftritten. Besonders positiv fällt auch die Newcomerin Romola Garai auf, der man die Hauptrolle neben den Stars wie Sam Neill oder Charlotte Rampling abnimmt.
 
 

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