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    Traumverloren

    Regisseur Francois Ozon ist mit dem Biopic über die Schriftstellerin Marie Corelli, die am laufenden Band Romane veröffentlicht hat, ein Risiko eingegangen. Diese Schriftstellerin hat das Weltbild von Generationen von jungen Frauen um 1900 gestaltet. Blätter wie Die Gartenlaube, die Fortsetzungsromane enthielten, bestimmten so das Frauenbild einer ganzen Epoche. Wenn man da einsteigt, geht es nicht ohne großen Pomp. Und man könnte sich in einem Kostümschinken verlaufen, mit allem, was dazugehört wie z.B. der innige Kuss unterm Regenbogen.
    Der Plot konzentriert sich aber auf den Aufstieg der Schriftstellerin (Angel Deverell), die ihren Leserinnen genau das bietet, was sie wünschen. Die wichtigste Begleiterscheinung dabei ist der zunehmende Reichtum der Dichterin bei gleichzeitigem Realitätsverlust. Sie kann ihre übertriebene Egozentrik voll ausleben und dabei in gehobenen, intellektuellen Kreisen negativ auffallen, wenn sie die ungehobelte Proll-Trude gibt. Diesen Kontrast macht ihr Verleger Théo (Sam Neill) und seine elegante Gattin Hermione (Charlotte Rampling) deutlich. Und soweit ist alles noch mit etwas Humor unterlegt.
    Als der Maler Esmé (Michael Fassbender) in Angels Leben tritt, setzt er eine tragische Abwärtsspirale in Gang, an deren Ende das vorübergehend überglückliche Paar aus dem Leben scheiden wird. Erster Weltkrieg, Verlust eines Beins und finanzielle Abhängigkeit von der wohlhabenden Ehefrau treiben Esmé aus dem schlossartigen, gemeinsamen Wohnsitz, der den bezeichnenden Namen ‘Paradise‘ trägt.
    Emotionsgeladene Szenen lassen keine Langeweile aufkommen: z.B. Kuss/ cut – Ohrfeige/ cut / Spuckattacke. Extreme Liebesbeweise! Neben Fehlgeburt, Alkohol und vielen Tränen.
    Als Angel erkennt, dass sie wie in einem Traum gelebt hat (s. Titel!), verliert sie erst symbolisch das Augenlicht, dann den Verstand. Wagnis ist nur teilweise geglückt.
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    13.03.2021
    10:49 Uhr
  • Bewertung

    Der Ozon hat mich wenig überzeugt!!

    Ich bin ein wirklicher Ozon Fan, der Film jedoch hat mich nicht so mitgerissen wie manch andere von ihm....die Filme sind insgesamt alle verschieden (8 Frauen eine eigentlich schwarze Komödie, Swimming Pool ein Erotikkrimi...).
    Ozon zeigt mit diesem Film auch wieder, dass er das Leben "seiner" Charaktäre sehr genau beleuchtet.

    Obwohl die Schauspieler ihre Rolle wirklch fabelhaft meistern, war ich von diesem Film ein wenig enttäuscht. Ozon zeigt hier eine komplett andere Facette seines Könnens, die keinesfalls schlecht ist, sondern einfach nur "anders" im Gegensatz zu den Facetten, die wir bis jetzt von ihm kennen.
    17.02.2008
    12:48 Uhr
  • Bewertung

    Zuckersüßes Melodram mit der süßen Romola Garai in der Hauptroll


    Regisseur Francos Ozon (“8 Femmes”) hat sich hier eine Romanvorlage von Elizabeth Taylor (nein, nicht der Cleopatra, sondern einer englischen Schriftstellerin, die 1975 verstarb) ausgesucht und daraus einen kompromisslos romantischen, melodramatischen Schinken gedreht, allerdings einen, der als Film trotzdem gut funktioniert. Vom Grundprinzip her ist sein Streifen ein Melodrama, in dem Angel zwischen dem Mann, den sie heiratet, der aber nicht der richtige für sie ist und seiner Schwester, die sie abgöttisch verehrt, hin- und her gerissen ist. Er übersteigt aber das Standardkonzept, indem nicht ein zweiter Mann ihr schlussendlich das Glück schenkt, das ihr beim Ersten versagt geblieben war, sondern dass die Liebe letzten Endes unerfüllt bleibt. Angels Charakter ist der einer jungen Frau, die sich für die Wirklichkeit überhaupt nicht interessiert, sondern sich die Geschichten, die sie schreibt und deren Schauplätze einfach ausdenkt, ganz egal, ob das alles dann auch wirklich so ist oder nicht. Es ist ihr egal. Ihr geht es nur um die Romanze, um ihren materiellen Erfolg und um die Fantasiewelt, die sich rund um sich dadurch erschafft. Die Menschen um sie herum dienen ihr größtenteils nur als Mittel zum Zweck, selbst als ihre Mutter im Sterbebett liegt, sieht erst sehr spät ein, dass sie sich nicht wieder erholen wird. Insgesamt hat der Film aber einen großen Wendepunkt kurz nach der Hälfte des Filmes, als ihr Ehemann, der Maler Esmé (Michael Fassbender, derzeit auch in “300” zu sehen) zum Dienst an der Front des Ersten Weltkrieges eingezogen wird. Ab diesem Zeitpunkt ändert sich auch der Erzählstil vom kompromisslos kitschigen, puffig ausgestatteten Kostümfilm hin zum Drama des Abstieges einer jungen Frau, die aus dem Nichts den Aufstieg geschafft hatte, aber an ihrem ausschweifendem Lebensstil scheitert und ihrem privaten Unglück zerbricht.

    Wie auch schon in seinen anderen Filmen setzt Regisseur Francos Ozon wieder auf eine für ihn sehr typische Art der Inszenierung, bei der er zwischendurch auch mal ungeniert ganz billig in der Bluebox hinzugefügte Hintergründe einfügt, zum Beispiel, als Angel mit ihrem Verleger Theo (Sam Neill) in der Kutsche fährt oder als sie mit ihrem Ehemann auf Weltreise geht. Die Ausstattung war hier eindeutig wichtiger als Originalschauplätze. Und es stört den Film auch gar nicht, weil es ins Gesamtkonzept passt.

    Für Fans von Ozons Stil ist der Film auf jeden Fall wieder eine Freude, für alle übrigen bietet er auf jeden Fall eine zuckersüße und grundsätzlich solide umgesetzte, aber auch kompromisslos kitschige Romanze mit melodramatischem Ausgang und zahlreichen theatralischen Abgängen und Auftritten. Besonders positiv fällt auch die Newcomerin Romola Garai auf, der man die Hauptrolle neben den Stars wie Sam Neill oder Charlotte Rampling abnimmt.
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    17.02.2007
    19:25 Uhr