There Will Be Blood

Bewertung durch Harry.Potter  90% 
Durchschnittliche Bewertung 86%
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Forumseintrag zu „There Will Be Blood“ von Harry.Potter


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Harry.Potter (08.02.2008 23:49) Bewertung
Der Titel ist Programm

Da steht es geschrieben: in großen, verschlungenen Buchstaben einer Western-Schrift, quer über die ganze Leinwand. Es steht dort, wie eine Warnung und Verheißung zugleich: macht Euch auf etwas gefasst, Leute, dieser Film ist nicht ohne. Die Warnung trifft ins Schwarze und das gleich im doppelten Sinne. Geht es doch in Paul Thomas Andersons neuestem Film einerseits um den Aufstieg des Ölmagnaten Daniel Plainview und andererseits um die Abgründe seiner Seele und den Kampf, den er gegen sein Umfeld im engeren und im weiteren Sinn führte. Mit unglaublicher Verbissenheit baute er sich seinen Reichtum auf und war dabei immer bedacht, andere Menschen auf Distanz zu halten. Diejenigen, mit denen er sich abgab, wusste er zu seinem Vorteil zu manipulieren.

Was die Warnung bereits anklingen lässt, macht die Verheißung schließlich zur Realität. Die Verheißung, dass der Regisseur von „Magnolia“ oder „Boogie Nights“, die wohl kaum jemanden kalt ließen und für mehrere Oscarnominierungen und Auszeichnungen gut waren, endlich wieder einen Film gedreht hat und dass das Warten sich lohnen würde. In der Tat gelingt es P.T. Anderson, wie er oft auch genannt wird, die blutige und grausame Geschichte mitreißend, spannend und emotional beeindruckend auf die Leinwand zu bringen. Dies nicht zuletzt durch die herausragenden Leistungen von Daniel Day-Lewis in der Hauptrolle und der großen Nachwuchsentdeckung Paul Dano, der schon in „Little Miss Sunshine“ auf sich aufmerksam gemacht hatte und nun in der Rolle des Predigers Eli Sunday den erbitterten Widersacher mimt. Daniel Day-Lewis zeigt sich an einem neuen Höhepunkt seiner Karriere angelangt, er beeindruckt auf allen Linien und vermag es vor allem gegen Ende des Filmes alles bereits schon Gebotene noch weiter zu steigern. Seine Leistung in diesem Film kann ohne Übertreibung als beängstigend gut bezeichnet werden. Dies hat nicht nur mit dem Charakter zu tun, den er darstellt, sondern in gleicher Weise mit seiner unglaublichen Wandelbarkeit. Paul Dano bietet ihm gekonnt die Stirn und ist ihm ein würdiger Widersacher und Herausforderer, auch im schauspielerischen Sinne.

Filmisch dreht sich der Streifen rund um die beiden Pole seiner Geschichte: kompromissloser Wille zum Erfolg, der auch vor Blutvergießen nicht Halt macht und der besonderen Rolle der Religion, personifiziert in der Gestalt des Neuerweckten Predigers Eli Sunday. Die Namen sind gewiss nicht zufällig gewählt: Plainview, der glaubt, alles unter Kontrolle zu haben und der sein ganzes Leben, seinen Erfolg und auch seine Emotionen anderen gegenüber von einem Hügel herab beobachten zu können glaubt und Eli Sunday, die von der Bibel inspirierte und angeblich von einer höheren Macht befähigte Figur, die eine Mission zu erfüllen hat und dabei letzten Endes ebenso wenig kompromissbereit ist wie Daniel Plainview.

„There Will Be Blood“ ist ein herausragender Film, vor allem was seine Hauptdarsteller betrifft. Die Musik von Johnny Greenwood trägt mit ihrem ungewöhnlichen Klang ihr Übriges dazu bei, den Film nicht so schnell zu vergessen, und sei es auch deshalb, weil sie mitunter für so manche Irritation sorgt.
 
 

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