Flags of Our Fathers

Bewertung durch Harry.Potter  85% 
Durchschnittliche Bewertung 76%
Anzahl der Bewertungen 7

Forumseintrag zu „Flags of Our Fathers“ von Harry.Potter


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Harry.Potter (19.01.2007 23:24) Bewertung
Vor-Führung der falschen Helden
Clint Eastwood ist am Zenit seiner Karriere. Mit gleich zwei Filmen hat er sich des schwierigen Themas der Schlacht rund um die kleine Pazifikinsel Iwo Jima angenommen, um die im Zweiten Weltkrieg die Japaner und die USA einen erbitterten Kampf führten.
Eastwood zieht seinen Anti-Kriegsfilm rund um das berühmte Foto der Soldaten, die die US-Fahne auf dem Hügel aufstellen, auf und erzählt in Rückblenden, wie jene Helden jenen Augenblick erlebten, der auf dem Foto dargestellt wird. Mit seiner seit "Million Dollar Baby" endgültig berühmt gewordenen Art, Filme zu inszenieren, zeigt er mit völlig gelassener Ruhe, ohne sich auf tolle Effekte zu verlassen oder in falschem Pathos zu versinken, wieviel an dieser so einmaligen Heldengeschichte auf einmalige Art gelogen, erfunden, verändert und getürkt wurde, um dem Volk eine Kriegsanleihe aufs Auge zu drücken, damit es den Krieg weiter finanziert. Er zeigt, dass die Helden nicht als Helden in die Schlacht gegangen und noch viel weniger als solche heraus gekommen sind, sondern einfach nur versuchten, von keiner Kugel getroffen zu werden und dass sie noch vor dem Einsatz für Ihr Land für ihre Kameraden rechts und links von ihnen bereit waren, das Letzte zu geben.

Bravourös führt Eastwood die ganze Maschinerie der Politik, der Medien und der Historiker vor und zeigt, wie wenig von dem, was in der warmen Stube über Krieg fasziniert wird...
 
 
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Harry.Potter (19.01.2007 23:32) Bewertung
Zweimal Ende bevor Schluss ist
... in der Realität des Kriegsschauplatzes völlig anders aussieht.

Die große Stärke des Filmes liegt in seinen Bildern, allesamt in einem dunkelgrau-blauen, schmutzigen Farbton gehalten, in dem niemals so richtig Helligkeit aufkommt und in der sehr, sehr spärlich eingesetzen Musik aus der Feder von Eastwood selbst, wie schon seit "Mystic River". Kein theatralisches Orchester begleitet den Untergang der Menschlichkeit, sondern ein paar simple Takte einer fast zynisch lieblichen Melodie am Klavier. Ganz zu schweigen vom Schnitt, der an einigen Stellen ohne viel Firlefanz die hohe Dichte der Bilder noch verstärkt.

Insgesamt hat mich der Film zum wiederholten Male an die Sinnlosigkeit von Krieg erinnert, mit all seinen wahren Helden, die ihren Kameraden näher standen als ihren Familien zuhause und über die niemand berichtet.

Mit seiner Laufzeit von über 130 Minuten liegt der Film zwar relativ im Mittelfeld, dramaturgisch kommt er aber meiner Ansicht nach mindestens zwei Mal zu einem Schluss, bevor er dann endgültig zuende ist. Es kommt mir so vor, als wären die letzten 15 Minuten des Filmes, die, anders als der restliche Film, stark auf die Tränendrüse drücken, so etwas wie ein Zugeständnis an ein möglichst breites Publikum. Dies zieht den Film aber gegen Ende in die Länge und hilft der Message des Filmes nicht mehr weiter, sondern dreht die Geschichte letztlich nur noch um sich selbst.

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