Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford

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Forumseintrag zu „Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford“ von auson


auson (14.11.2007 10:28)
Jesse
Mit mir waren 7 Leute im Kino. Ein Popcorn-Erfolg war wohl nicht beabsichtigt - alle Achtung Brad Pitt! Die Ermordung des Jesse James ist freilich kein "Western", sondern eher das was man früher einmal ein "Kammerspiel" nannte, obgleich man viel Landschaft sieht. Überwiegend karge, winterliche. Und die Helden sind keine Helden. Jesse ist es, da es rund um ihn immer enger wird, immer weniger - falls er je einer gewesen ist. Und Robert Ford kann keiner werden, weil er dem falschen Vorbild nacheifert. Die Personen und die nacherlebbar beklemmenden Situationen zwischen ihnen sind ohne Zweifel sehr gut dargestellt. Ob die ganze Geschichte, so dargestellt, auch sehr wahr ist, bleibt offen. "Tatsachenberichte" und "Legenden" sind ja beides Produkte und ergänzen einander - es kommt darauf an, was man sich daraus macht. Die interessantere Frage ist, warum eine Figur wie J.J. überhaupt so etwas wie Charisma haben konnte. Zu so etwas wie einem inoffiziellen Volkshelden wird man nicht durch gutes Aussehen und Charme. Keiner wird es durch über hundert Überfälle und über dreißig Morde. Einer wird es aber vielleicht dadurch, dass diese Taten sich richten gegen etwas, das die große schweigende Mehrheit bedrückt. Selbst wenn solche Taten sich nur scheinbar gegen Unterdrückung und Ausbeutung wenden, können sie zur befreienden Legende werden. Ohne Hintergrund in der Geschichte baut sich keine Legende auf. Und was sonst haben Robin Hood, Jesse James und schließlich auch Andreas Baader gemeinsam?
 
 

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