Forumseintrag zu „House of Gucci“ von chrosTV

Altmeister Sir Ridley Scott wirft in seinem neuesten Film einen Blick hinter die Kulissen einer der einflussreichsten Modefamilien. Da es die inhärente Oberflächlichkeit der Industrie kaum anders zulässt, gleichen hier die chaotischen Familiendynamiken denen einer Reality-Show á la ,,Keeping Up With the Kardashians". Die Devise: Auffallen um jeden Preis. Intrige, Machtgier und Verrat werden dabei besonders groß geschrieben. Das künstlich aufgebauschte und weltfremde Drama der Familie wird mit einem humorvollen Augenzwinkern präsentiert. In seiner ersten Stunde unterhält das überlange Modeepos mit einem angenehm leichtfüßigen Ton und einem angemessen schrulligen Campfaktor köstlich. Lady Gaga brilliert als Gucci-Witwe Patrizia Regianni, die sich Schritt für Schritt einen Platz im Familienerbe sichert. Obskur ist hingegen die Vielfalt an italienischen Akzenten, an der sich die hochkarätite Besetzung versucht. Während beispielsweise ein Jeremy Irons überhaupt nur in Momenten einen Akzent aufblitzen lässt, wirkt Jared Leto mit seiner dick aufgetragenen und parodistisch anmutenden Italo-Imitation, als wäre er gerade einem Super-Mario-Spiel entkommen. Trotz eines enttäuschend in Szene gesetzten Finales und ein paar fragwürdiger Fehlentscheidungen ist die Tragikomödie ein erheiternder Genuss für Menschen, die sich an den peinlichen Eskapaden eines Modeimperiums nicht sattsehen können.