Und wer nimmt den Hund?

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Forumseintrag zu „Und wer nimmt den Hund?“ von 8martin

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8martin (10.08.2019 12:49) Bewertung
Scheidungsfrage
Eine häufig gestellt Frage bei Scheidungen.
Über Rainer Kaufmanns Film kann man dreierlei sagen: in den Hauptrollen sehen wir zwei der profiliertesten deutschen Schauspieler: Martin Gedeck (Doris) und Ulrich Tukur (Georg) als Ehepaar, das nach über 25 Jahren Ehe vor einem Scherbenhaufen steht.
Zum zweiten ist es eine deutsche Komödie mit ernstem Hintergrund und geschliffenem Wortwitz. Das kommt auch nicht so häufig vor. Die Repliken sind so gut verteilt, dass je nach Lagerzugehörigkeit sich manchmal die eine Hälfte der Zuschauer köstlich amüsiert, dann wieder die andere. Jeder kommt hier auf seine Kosten, wenn Georg und Doris verbal die Klingen kreuzen und mit Giftpfeilen auf einander schießen.
Und schließlich findet der Film ein Ende, das letztendlich die bewiesene Qualität unterstreicht. Es ist nicht die Fließbandware von jenseits des Atlantiks, wo man sich einfach wieder zusammenrauft und alles ist wieder F.F.E. So nach dem Motto ‘Raus aus den Kartoffeln, rein in die Kartoffeln‘. (Das knollige Nachtschattengewächs steht hier für die besagte Kiste). Hier ist es ein intelligentes und von fast allen akzeptiertes Ende. Es gibt Lernprozesse auf dem Weg zur Eigenständigkeit (Doris) mit drolligen Einfällen, Erkenntnisse über den sogenannten ‘neuen Anfang‘, der nach kurzer Zeit wie ein Strohfeuer in sich zusammenfällt. (Georg). Hier ist Rolle der Laura (Lucie Heinze) besonders glaubwürdig. Sie ist die junge Wissenschaftlerin, die den älteren Herrn Professor beim Liebesakt mit einem Bandscheibenvorfall beglückt. Von den ganzen Figuren ist eigentlich nur Axel (Marcel Hensema) ein ‘ Arschloch‘, wie Georg sagt. Und wir finden, er hat Recht. Er ist das Revanche Foul von Doris an Georg. Na ja, einer muss halt die Arsch-Karte ziehen. Zur Verdeutlichung hat man Axel noch eine angehängte Schlusssequenz gestattet, in der er Georgs Tochter anhimmelt.
Die Frage nach dem Hund erübrigt sich von selbst: Einschläfern aus Altersgründen. Auch gut. Eine intelligente Komödie, die ernst gemeint ist und dabei voll reinhaut.
 
 

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