Bitter Moon

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Forumseintrag zu „Bitter Moon“ von 8martin

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8martin (02.10.2015 09:43) Bewertung
Erst süß dann giftig
Das ist Polanskis konsequentester Schocker. Ein Lehrstück über die große, absolute Liebe, die in abgrundtiefen Hass umschlägt. Mimi und Oscar lieben sich bis zum Wahnsinn. Eine Obsession, die beiden kaum Luft zum Atmen lässt. Oscar (Peter Coyote) ein erfolgloser Schriftsteller löst die Verbindung allerdings, demütigt und beschimpft Mimi, ja sie prügeln sich sogar. Mimi (Emmanuelle Seigner in einer ihrer besten Rollen) erst verführerisch lasziv, dann hündisch winselnd, umklammert seine Knie. Das ist schlimm genug. Aber als aus der Kindfrau eine Rachegöttin wird, zeigt der Vergleich, dass Oscars Aktivitäten Peanuts waren, zu dem, was sie jetzt mit ihm anstellt.
Zwischen diesen beiden laufen so fast alle Emotionsebenen ab, die man sich vorstellen kann: von Sado/Maso über prollige Domina Spielchen, Rasiermessereinsatz, Maske und Peitsche. Alles nur zu Steigerung der unersättlichen Lust – von beiden. Dann läuft sein Liebespegel gegen Null.
Fast alles wird in der Retrospektive erzählt, denn Oscar sitzt schon bald im Rollstuhl. Mimi genießt seine Qualen. So kommt Spannung auf. Ein Ehepaar Fiona (Kristin Scott Thomas) und Nigel (Hugh Grant) bildet den Kontrast zum Liebespaar und gleichzeitig den Rahmen für deren diabolisches Spiel. Diese beiden sind herrlich ausgetrocknet und werden quasi erweckt.
Sogar der Titel des Films wird erklärt, bevor Oscar eine finale Lösung findet. Er nutzt ein Geschenk von Mimi. Ein großartiger Film, ein echter Polanski eben. Drehbuch, Darsteller und Ambiente formt Polanski zu einer grandiosen Einheit. Und die Seigner spielt sie alle an die Wand.
 
 

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