Dovlatov

Bewertung durch Pramberger  70% 
Durchschnittliche Bewertung 78%
Anzahl der Bewertungen 2

Forumseintrag zu „Dovlatov“ von Pramberger

pramberger_4f425c45c7.jpg
Pramberger (17.04.2018 11:41) Bewertung
Flüchtige Gespräche und Figuren
Exklusiv für Uncut vom LET’S CEE Filmfestival
Für Schriftsteller ist es wichtig veröffentlicht zu werden. Diesem Problem sieht sich der Protagonist dieses Filmes von Aleksei German Jr. konfrontiert. Sergei Dovlatov (Milan Maric) ist nicht in der Writer’s Union und wird deshalb nicht veröffentlicht. Das drastische dieser Tatsache wird bewusst, wenn man sich ein Zitat des Films anhört. Dieses besagt soviel wie, wenn du nicht veröffentlicht wirst existierst du nicht. Die Handlung des Filmes begleitet den Schriftsteller sechs Tage im November des Jahres 1971. Wir begleiten ihn auf Parties mit anderen Künstlern, zu kleineren Auftragsarbeiten für eine Gewerkschaftszeitschrift und auch zu Treffen mit Verlegern und potenziellen Förderern.

Das Problem dabei ist, so wie die Gesprächspartner an Dovlatov und auch dem Zuschauer vorüberziehen, ziehen auch die Chancen veröffentlicht zu werden immer wieder vorüber. Das Ganze wird durch die Art wie die Gespräche inszeniert sind noch verdeutlicht. Oftmals gehen Personen an Dovlatov nur vorbei und lassen dabei eine Bemerkung ab, die auf keinerlei Reaktion stößt. Auch der Protagonist selbst scheint bei Gesprächen mit seinem Gegenüber oftmals nicht ganz bei der Sache zu sein. Seine Blicke schweifen wieder und wieder ab und scheinen etwas Anderes zu suchen, als den Dialog. Es ist diese Art der Inszenierung, die diesem Film an manchen Stellen die Ernsthaftigkeit und Wichtigkeit von manchen schwerwiegenden Aussagen und Situationen nimmt. Alles wirkt eher flüchtig und vergänglich, als bedeutungsschwer und krisenhaft.

Die Szenerien, die meist überfüllt von Figuren sind, die sich aus dem Bild und in das Bild hineinbewegen verstärken dieses Gefühl des flüchtigen und sich dahinbewegenden Stromes. Es nimmt diesen Film, der zu Recht auf der Berlinale 2018 für das beste Kostüm und Produktionsdesign mit dem silbernen Bären ausgezeichnet wurde, ein wenig den dramatischen und tiefgreifenden Charakter. So sind es auch immer wieder die Namen von bekannten vergangenen russischen Schriftstellern, die von den Protagonisten in die Diskussionen geworfen werden, ohne dann jemals mehr zu werden als schlichte Schlagwörter. Auch sie vergehen nach jedem Gespräch sofort wieder und hinterlassen auf den Zuschauer, wie auch auf die Figuren im Film nicht mehr als einen flüchtigen Eindruck, so wirkt es jedenfalls.

Dieser Film überzeugt durch sein Setting, aber die Gestaltung der Dialoge ziehen die gut zwei Stunden Filmlänge dann leider an manchen Stellen in die Länge. Der Film empfiehlt sich somit interessierten dieser Geschichtsphase und Anhänger des erst posthum zu Ruhm gelangten Schriftsteller Sergei Dovlatov. Doch denjenigen die mit dieser Phase der russischen Geschichte nichts anzufangen wissen sei dieser Film aufgrund seiner Sperrigkeit leider abzuraten.
 
 

zum gesamten Filmforum von „Dovlatov“
zurück zur Userseite von Pramberger