Die fetten Jahre sind vorbei

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Forumseintrag zu „Die fetten Jahre sind vorbei“ von Stadtneurotikerin

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Stadtneurotikerin (06.01.2016 00:57) Bewertung
Die Erziehungsberechtigten
Jan, Peter und Jule brechen gern in Häuser von Reichen ein, das macht sie nicht kriminell, sondern zu Idealisten. Sie klauen nämlich nichts, sondern stellen lediglich das schicke Mobiliar um und hinterlassen Nachrichten, mit denen sie die Reichen "erziehen" wollen. Die Motivation dafür ziehen sie aus einer ungerechten Welt. Viele haben kein Geld, wenige haben viel davon. Und trotzdem werden die Armen von den Reichen unterdrückt, nichts da mit ruling class. Und weil auch unsere drei Protagonisten diesem System tagsüber nicht entfliehen können und selber für ihr Geld schuften müssen, lassen sie nachts ihren Frust darüber raus, sind wild und frei. Bis sie eben erwischt werden von einem der Hausbesitzer und ab da erzählt der Film eine andere Geschichte, die auch an einem anderen Ort spielt. Und zwar in den Bergen. Dort wo sie alle gleich sind, wo es keine Rolle spielt, wer im echten Leben das Geld am Konto hat und wer nicht. Die Schwierigkeiten, die sich aus der Entführungs-Situation ergeben, legen sich bald und es wird zusammen gekocht, gegessen, gekifft und eben politische Debatte auf gleicher Augenhöhe geführt, und die regt zum Nachdenken an. Man muss kein Kommunist sein, um Ungerechtigkeit zu erkennen, aber Idealist, um dagegen zu kämpfen. Und doch hat auch der Reiche seinen Standpunkt und vertritt ihn gut.
Hin und hergerissen wird auf diese Weise auch der Zuschauer zwischen den Idealisten auf der einen und der Realität auf der anderen Seite und hat sich noch nicht entschieden, bis das unerwartete Ende ihn endlich auf eine Seite zieht. Die Richtige. Sehr empfehlenswert!
 
 

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