Frantz

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Forumseintrag zu „Frantz“ von 8martin

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8martin (03.10.2016 18:14) Bewertung
Anna & der Franzmann
Frantz mit Te Zet ist ein unheimlich leiser Film. Dabei ist er unsagbar traurig und hat aber ein Ende, das durchaus Mut macht.
Es wird das deutsch-französische Verhältnis nach dem Ersten Weltkrieg thematisiert, unser Erzfeind, wie seit Bismarcks Zeiten viele glaubten. Der Titelheld ist gefallen, Anna (Paula Beer) seine Verlobte pflegt sein Scheingrab auf dem heimischen Friedhof. Hier trifft sie Adrien (Pierre Niney), einen Franzosen, der Frantz gut kannte. In stringenten s/w Bildern erzählt Francois Ozon diese Geschichte, die jedes Mal, wenn eine gefühlvolle Retro ins Bild kommt, farbig wird. Im Verlauf des Films erfahren wir weitere Details über Frantz und Adrien, z.B. dass sie Kunst und Musik liebten, Bilder von Monet z.B. Adrien ist nun nach Deutschland gekommen, um sich als Franzose für den Tod seines Freundes zu entschuldigen und von seinen Eltern (Ernst Stötzner, Marie Gruber) Vergebung zu erlangen. Das bietet Gelegenheit deutschen Nationalismus und Patriotismus gepaart mit Revanchismus in Szene zu setzen. Im kleinen Ort ist ein gewisser Herr Kreutz (Johann von Bülow) der Wortführer dieser Ideen. Beim Vater von Frantz setzt ein Gesinnungswandel ein, aber nur weil ihm Anna Details über den Tod seines Sohnes verheimlicht. Beide trafen nämlich im Schützengraben auf einander… Aber auch Anna löst sich etwas vom unabdingbaren Andenken an ihren Geliebten. Adrien ist nach Hause zurückgekehrt und hat den Kontakt abgebrochen. Anna reist nach Paris und sucht Adrien. Diese wohldosierten Enthüllungen über die beiden Freunde halten das Interesse am Fall hoch. Es fällt sogar ein homoerotischer Schatten auf ihre Beziehung. Und auch in Frankreich erleben wir Nationalismus und Patriotismus gleichermaßen. Anna findet Adriens Familie und seine Verlobte. Ein Melodram kündigt sich an. Am Ende bewundert Anna ein Gemälde von Monet ‘Der Selbstmörder‘, neben einem jungen Mann. Zuvor hatten sowohl Anna als auch Adrien versucht sich das Leben zu nehmen. Ein wichtiger Film, der einen bei allem Ernst der Situation nicht runterzieht.
 
 

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