Barry Seal - Only in America

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Forumseintrag zu „Barry Seal - Only in America“ von UNCUT


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UNCUT (29.08.2017 16:04) Bewertung
Based on a true story
Gestern war bei der Sneak Preview in den UCI Kinos, eineinhalb Wochen vor dem Österreichstart und einen Monat vor dem US-Start, der neue Film von Doug Liman zu sehen. Liman hatte sich ja zuvor schon mit brisanten politischen Filmen wie „Fair Game“ oder unterhaltsamer Action wie „Edge of Tomorrow“ einen Namen gemacht. Dieser Film vereint beides.

Denn auch wenn der Film „Based on a true story“ ist, muss man doch beachten, dass er eben nur darauf „basiert“ und nicht an sich wahr ist. Und der Film hat hier seine kreative Freiheit voll ausgenützt und einige starke dramaturgische Änderungen vorgenommen. Wobei die Geschichte so arg und unrealistisch ist, dass sie auch schon wieder so passiert sein könnte. Was wirklich so geschehen ist und was nicht werden wohl nur Kenner der Iran-Contra-Affäre genauer wissen, beziehungsweise gibt es viele Teile der Geschichte, die wohl nur Barry Seal selbst wusste und mit ins Grab nahm.

Eine der größten dramaturgischen Änderungen ist wohl die Besetzung von Tom Cruise für die Titelrolle. Vor zwei Jahren rätselten die Medien noch, wie schwer es für ihn werden würde sich physikalisch auf die Rolle eines 130 Kilo schweren Drogenschmugglers vorzubereiten. Wie hat er es geschafft? Gar nicht. Im Film ist Tom Cruise wie eh und je zu sehen, hat weniger Bauch als in „Tropic Thunder“ und die Tatsache, dass der echte Barry Seal den Spitznamen „El Gordo, der Dicke“ hatte wird einfach nicht erwähnt. Aber ist ja grundsätzlich auch nicht so schlimm, wenn dadurch der Film mit seinem Thema ein größeres Publikum erreicht. Da ist auch verziehen, das Tom Cruise jetzt schon älter ist, als Barry Seal jemals wurden und dass seine Frau publikumswirksam eine über 20 Jahre jüngere Blondine ist. Und dass in den USA offensichtlich erst spät auffällt, wenn sich in einem 5000-Seelen Ort eine Bank an die nächste reiht.

Im Film sehr unterhaltend, in Wirklichkeit aber mehr als unglaubwürdig ist jedenfalls die Darstellung von Barry Seal als fast schon dümmlichen, eher naiven Typen, der eigentlich immer mehr oder weniger der Gute ist und mit viel Glück aus jedem Schlamassel herauskommt. Selbst bei handfesten Problemen mit seinem mehr als schrägen Schwager muss er sich nicht selbst die Hände schmutzig machen, sondern will diesem sogar helfen. Einem Mann wie Barry Seal, der ein Vermögen von so immensen Ausmaß anhäuft, ist aber schon zuzutrauen, dass er nicht immer nur der nette Sonnyboy ist.

Aber es ist natürlich nicht kein Dokumentarfilm, sondern nur ein Spielfilm und als solcher weiß er durchaus zu unterhalten. Und er macht zumindest Lust, sich danach näher mit der ganzen realen Geschichte zu befassen, die nicht nur einige Präsidenten, künftige Präsidenten, hochrangige Politiker und Drogenbosse umfasst, sondern sogar bis zu Personen wie Lee Harvey Oswald reicht.
 
 

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