A Perfect Day

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Forumseintrag zu „A Perfect Day“ von 8martin

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8martin (26.10.2015 11:26) Bewertung
Das Seil, der Regen und der Krieg
Man sollte beim Anschauen des Films nie den Titel außer Acht lassen. Denn was wir hier sehen, ist alles andere als ein perfekter Tag. Sagte schon Katya zu den Männern ‘Ich bin nur noch bei euch, um zu sehen, ob euch heute noch etwas gelingt‘. Es ist eine Dokumentation über die Arbeit der NGOs auf dem Balkan während des Krieges (1995). Die sitzen zwischen allen Stühlen. Die Typen sind äußerst passend gecastet und ihre Rollen vom guten Drehbuch ins rechte Licht gerückt. Zwei Frauen und zwei Männer arbeiten teils zusammen, teils gegen einander. B (Tim Robbins) ist der Söldner, der sonst kein Zuhause hat und niemand wartet auf ihn (‘Von Nutten einmal abgesehen‘). Das Schlimmste für ihn wäre es, wenn die Mission abgeblasen werden würde. Das ist Katyas (Olga Kurylenko) Aufgabe. Ihr obliegt das Problem Management and dessen Analyse. Interessanterweise hatte sie früher einmal ein Verhältnis mit dem Leiter vor Ort Mambru (Benicio del Torro). Er ist der Realist im Team mit Teflon im Gemüt und als Abwehrmechanismus dient ihm die ironische Distanz. Nur so kann man hier überleben. Schauspielerisch braucht er sich nicht zu verausgaben. Ruhig und eindrucksvoll durchschaut er die jeweilige Situation. Egal ob bei einer Grenzkontrolle oder den Dorfbewohnern. Seine Assistentin Sophie (Melanie Thierry) ist die Idealistin. Sie muss noch viel lernen.
Im Grunde geht es um die Beschaffung eines Seils, weil man eine Leiche aus einem Brunnen ziehen will, um eine Epidemie zu verhindern. Daneben gibt es noch kleine interpretatorisch verwertbare Episoden wie der Besitz eines Fußballes, der Wert des Geldes oder Kriegswaisen. Alles spielt sich vor einer eindrucksvollen Kulisse von zerbombten Häusern ab. Das wird optisch nur noch gesteigert durch den Regen. Der kommt am Ende. Und dann schließt sich hier der Themenkreis mit dem Anfang: Überschwemmung wegen des Dauerregens löst das Problem mit der Leiche im Brunnen. Ironisch eben. Nicht gleich erkennbar und wenn doch nicht jedermanns Sache.
 
 

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