Berlinale 2006
Berlinale Tag 9

Berlinale Tag 9

Am 9. Tag der Berlinale geht der Wettbewerb seinem Ende, in Wahrheit aber seinem Höhepunkt zu.
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von (Harry.Potter)
Für mich hieß es heute zum ersten Mal erst um 12:30 Uhr „Film ab!“. Dafür musste Harald heute früh raus, weil er sich für 9 Uhr Karten für „Isabella“ besorgt hatte. Mir war dieser Schichtwechsel durchaus recht.

Schon gestern habe ich den Spruch bemüht, in dem es heißt, dass die besten Sachen immer zum Schluss kämen. Das galt gestern für Vin Diesels Film und gilt heute für das Finale des Wettbewerbs, der heute seinen letzten Tag und auch seinen filmischen Höhepunkt gefunden hat. In Hans Christian Schmids neuestem Film „Requiem“ er- und durchleben wir das Leiden einer schwer psychisch kranken jungen Frau in den 70er Jahren, die aus religiösem Fanatismus davon überzeugt ist, von Dämonen besessen zu sein, die man ihr durch einen Exorzismus austreiben müsste. Als der Film zuende ist, schweigt für einige Augenblicke der gesamte Berlinale Palast, in dem die Pressevorführung gespielt wird, aus Betroffenheit. Schließlich brandet tosender Applaus auf, nicht zuletzt für die furiose Hauptdarstellerin Sandra Hüller. Eine bessere Performance gab es in der ganzen Berlinalewoche kein zweites Mal. Jetzt bleibt nur abzuwarten, wie die Jury entscheidet. Auf jeden Fall steht fest, dass Deutschland, dessen Beiträge zumindest bisher quantitativ das Festival beherrscht haben, seit heute auch qualitätiv ein ganz rot glühendes Eisen im Feuer hat. Der Deutsche Film hat das Festival bestimmt und er ist so stark wie nie.

Am Nachmittag zeigt uns Sony noch seinen neuesten Streifen aus den „United Artists“-Studios über den berühmten homosexuellen Schriftsteller Truman Capote mit Philip Seymour Hoffmann, der für diese Rolle heuer bereits einen Golden Globe bekommen hat. Der Film erzählt Capotes Recherchen in einem tragischen Mordfall an einer ganzen Familie in Kansas, über das er sein legendäres Buch „In Cold Blood“ schrieb. Vielleicht liegt es an dem bärenstarken Vormittagsfilm, vielleicht aber doch auch an der Dramaturgie von Regie-Zweittäter Bennett Miller, dass der Film zwar insgesamt überzeugen kann und einige starke Momente liefert, aber selbst mit seinen 113 Minuten zu lang wirkt.

Lange dauert jetzt auch schon das Festival, nämlich 9 Tage. Der offizielle Wettbewerb ist nach den heutigen Premieren vorüber, morgen läuft noch eine Neuauflage von „Billy The Kid“, aber außer Konkurrenz. Somit kann sich die Jury zu Beratungen zurück ziehen und am Samstagabend die Gewinner bei der feierlichen Preisverleihung bekannt geben. In den vergangenen Jahren hatte es stets eine Pressekonferenz am Nachmittag gegeben, heuer machen es die Berliner besonders spannend. Ganz gewiß der Versuch, das Festival deutlich feierlicher zu gestalten und ein wenig Glamour Hollywoods nach Berlin zu holen.

Einige Hollywood-Stars haben wir ja in dieser Woche auf dem Roten Teppich gesehen, in zahlreichen kleineren Produktionen gab es aber noch viele mehr, die auf dieser 56. Berlinale von sich hören gemacht und einen bärenstarken Eindruck hinterlassen haben. Einige Filme sorgten für gespaltene Reaktionen unter den Kritikern (z. B. Terrence Malicks „The New World“ von dem ich bis heute unter den Kolleginnen und Kollegen gleich viele gute wie schlechte Meinungen gehört habe), andere verwirrten ziemlich (z.B. „Romanzo Criminale“ von Michele Placido) andere sorgten für betretenes Schweigen („Requiem“ von H.-C. Schmid) und Ratlosigkeit („Slumming“ von M. Glawogger).

Die UNCUT-Berlinale-Redaktion wird sich morgen aber einen Tag frei nehmen und die wichigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt besichtigen. Nach 9 Tagen, die wir nahezu zur Gänze in Kinosälen oder in Pressekonferenzen oder im Hotelzimmer verbracht haben, müssen wir dringend raus. Hoffentlich spielt das Wetter mit. Es wäre ein Jammer, wenn es uns unseren ersten freien Tag verregnen würde. Auf jeden Fall werden wir am Abend (zur Entspannung und weil wir das schon so lange nicht mehr getan haben, hehe!) ins Kino gehen. Ähem, Ihr dürft jetzt ruhig lachen, aber ohne „Aeon Flux“ mit Charlize Theron, der in Österreich gar nicht ins Kino kommen wird, gesehen zu haben, fliegen wir sicherlich nicht heim. :-D
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Requiem - Capote
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Harry.Potter

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