Berlinale 2024
Berlinale 2024 - Tag 4 - Love, Scheidung und Sterben

Berlinale 2024 - Tag 4 - Love, Scheidung und Sterben

Kristen Stewart, Birgit Minichmayr und Josef Hader zeigten sich bestens gelaunt in Berlin, während es im deutschen Wettbewerbsbeitrag um deutlich bedrückendere Themen ging.
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von (Uncut Berlinale Team 2024)
Heute feierte mit „Sterben“ der neue Film von Matthias Glasner („Gnade“) seine Premiere. Das hochkarätige besetzte Drama (u.a. Lars Eidinger, Lilith Stangenberg, Corinna Harfouch) behandelt sehr schwere Themen wie Depression, Sucht und Demenz. Glasner verwebt in Episoden diese Schicksale meisterhaft zu einer Charakterstudie über eine dysfunktionale Familie und verarbeitet darin viel von seiner persönlichen Geschichte. Die über drei Stunden merkte man dem Film dabei kaum an.

Sterben
„Sterben“ (Foto: Uncut)


Am anderen Ende was die Lauflänge betrifft bewegte sich „Dahomey“. In der ersten Dokumentation des diesjährigen Wettbewerbs begleitete Mati Diop die Rückgabe von einst gestohlenen Kulturgütern von Frankreich an Benin. Auf die Schätze selbst wurde in nur 67 Minuten leider zu wenig eingegangen, dafür wurde unter anderem darüber diskutiert was die Kulturgeschichte eines Landes eigentlich ausmacht.

Dahomey Bild aus dem Film „Dahomey“ (Filmverleih)

Bruno Dumont erfüllte sich einen lang gehegten Traum und präsentierte mit „L'Empire“ einen waschechten Science Fiction Film. Diese jedoch sehr minimalistische Variante stach mit ungewöhnlichem Produktionsdesign und jeder Menge Humor hervor, der leider nicht immer zündete, bevor die schon sehr wirre Geschichte irgendwann nur noch ins Philosophische abdriftete.

L'Empire
„L'Empire“ (Fotos: Uncut)


Andrea lässt sich vorführen

Mit „Andrea lässt sich scheiden“ inszeniert der Österreich-Star Josef Hader eine Tragikomödie auf dem Land. Ihm gelingt dabei die Gradwanderung zwischen Dramatik und Witz großartig, wobei die Tragik ernst genommen wird. Hader war ja schon mit seinem ersten Regiewerk auf der Berlinale, damals im Wettbewerb. Bei der Premiere im Zoo Palast wurde er gefragt, wie es sei nun im Panorama zu laufen. Josef Hader meinte, im gefalle dieses Kino besser. Im natürlich restlos ausverkauften Zoo Palast waren neben Josef Hader auch Birgit Minichmayr zahlreiche weiter Schauspieler anwesend.

Andrea lässt sich scheiden
„Andrea lässt sich scheiden“ (Fotos: Uncut)


Die Berlinale findet aber nicht nur in den größten und prunkvollsten Kinos der Stadt, in der Reihe „Berlinale goes Kiez“ gibt es große Filme auch in kleineren Kiez-Kinos in Berlin. Heute wurde hier etwas der Film „The Outrun“ mit Saoirse Ronan gezeigt. Der Film verarbeitet die Heilung von Suchtproblemen und vor allem zu loben ist Saoirse Ronan - eine potentielle Oscarkandidatin für nächstes Jahr!

Kristen Stewart back in Berlin

Als große Gala-Premiere wurde zu später Stund im Berlinale Special „Love Lies Bleeding“ gezeigt. Seine Weltpremiere feierte der neue Thriller von Rose Glass bereits beim Sundance Film Festival im Jänner. Für ihre zweite Regiearbeit hat es die Irin, die mit „Saint Maud“ vor wenigen Jahren die Genre-Welt erschütterte, in die USA verschlagen. Keine Geringere als die Vorjahres-Jurypräsidentin Kristen Stewart begeistert als Fitnessstudiobesitzerin, die sich in eine ambitionierte Bodybuilderin verguckt. Ein plötzlicher Todesfall, an dem ihre Figur Mitschuld trägt, bringt düstere Familiengeheimnisse ans Licht. Eine glorios groteske Blutorgie - nervenaufreibend spannend, absurd lustig und unter all dem Schmutz und Sleaze: richtig romantisch.

Love Lies Bleeding
„Love Lies Bleeding“ (Fotos: Uncut)


Generation Ellbogen

Im Rahmen der Sektion „Generation 14plus“ ging heute die Weltpremiere von „Ellbogen“ feierlich über die Bühne. Es handelt sich um eine direkte Adaption des gleichnamigen Romans von Fatma Aydemir, der sich mit deutsch-türkischer Identität und den Nachwehen unabsichtlichen Totschlags befasste. Ein aufwühlendes Coming-of-Age-Drama, das sich zwischen Berlin und Istanbul erstreckt. Bei der restlos ausverkauften Premiere im Zoo Palast war neben Regisseurin Asli Özarslan und der talentierten Besetzung auch die gefeierte Autorin der Buchvorlage anzutreffen.

Ellbogen
Premiere von „Ellbogen“ (Foto: Uncut/Christian Pogatetz)


Bei den „Encounters“ stand heute ebenfalls eine renommierte Schriftstellerin im Vordergrund. Christine Angot wurde im Teenageralter von ihrem Vater vergewaltigt und hat diese Erlebnisse schon vor einigen Jahren detailliert in Buchform aufgeschlüsselt. In ihrem Regiedebüt „A Family“ stellt sich die französische Autorin einmal mehr ihrem Trauma. Eigene Familienmitglieder werden ausgefragt und an den Pranger gestellt, aufgrund fehlender Unterstützung während Zeiten der Not und Ausweglosigkeit.
Der Autor
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Uncut Berlinale Team 2024

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