Berlinale 2024
Die Internationale Jury der Berlinale 2024

Die Internationale Jury der Berlinale 2024

Die Jurypräsidentin Lupita Nyong'o stellte auf der Pressekonferenz die prominent besetzte Jury vor.
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von (cinemarkus)
Den Wettbewerb der Berlinale haben wir euch ja bereits vorgestellt. Nur wer bestimmt eigentlich, wer die begehrten Bären mit nach Hause nehmen darf? Auch heuer natürlich wieder eine internationale Jury aus prominenten Namen der Branche. Diese präsentierten sich am Donnerstag Vormittag der Presse.

Den Vorsitz hat die kenianisch-mexikanische Schauspielerin Lupita Nyong'o. Den meisten dürfte sie wohl durch ihre Rolle in „Black Panther“ bekannt sein, ihren großen Durchbruch erlangte sie jedoch schon viel früher mit ihrem Schauspieldebüt in „12 Years a Slave“, wo ihre Leistung direkt mit dem Oscar für die beste Nebenrolle und zahlreichen weiteren Preisen honoriert wurde. Sie hat Theater- und Filmwissenschaften und Schauspiel studiert, ist mittlerweile als Produzentin und Regisseurin ebenso wie am Broadway aktiv und kam dazu mit ihrem Kinderbuch „Sulwe“ auf die Liste der New York Times Bestseller. Wer könnte die Jury also besser anführen, als jemand der in so multiplen Bereichen der Medienbranche zu Hause ist, auch wenn sie selbst meint, als Unerfahrenste in der Runde eine monumentale Aufgabe vor sich zu haben. Für sie sei es eine Chance mehr über die Welt des Kinos zu lernen und es zu feiern.
Lupita Nyongo
Lupita Nyong'o (Foto: Uncut/Harald Zettler)


Letztes Jahr wurde über ihn entschieden, nun entscheidet er mit. Die Rede ist vom vielfach preisgekrönten deutschen Regisseur und Lokalmatador Christian Petzold („Undine“, „Transit“). Der ist mit bereits sechs Wettbewerbsteilnahmen ein gern gesehener Gast des Festivals. Für „Barbara“ gewann er 2012 bereits den Silbernen Bären für die beste Regie und zuletzt wurde er für „Roter Himmel“ mit dem Großen Preis der Jury ausgezeichnet. Nina Hoss und Paula Beer konnten darüber hinaus in seinen Filmen den Preis für ihr Schauspiel ergattern. Petzolds Geschichten sind eher minimalistisch, aber nicht minder wirkungsvoll. In der Pressekonferenz stellt er klar, dass auch er als Festivalbesucher durchaus damit vertraut sei mehr als fünf Filme pro Tag zu sehen, der Aufgabe die vor ihm liegt sehe er also erwartungsvoll entgegen.
Christian Petzold
Christian Petzold (Foto: Uncut/Harald Zettler)


Ebenfalls In Berlin schon öfter mitgemischt hat die Regisseurin und Schauspielerin Ann Hui aus Hongkong. Nach einem Literaturstudium zog es sie zum Film. In Cannes und auf dem renommierten taiwanesischen Golden Horse Festival, wo sie auch mehrfach für ihre Regie prämiert wurde, liefen bereits viele ihrer Filme. „Sommerschnee“ und „Alltägliche Helden“ konkurrierten schließlich im Berlinale Wettbewerb, wobei ersterer mit dem silbernen Bären für die beste Darstellerin ausgezeichnet wurde. 1997 erhielt sie außerdem die Berlinale Kamera. 1996 war sie sogar schon einmal Teil der Jury, eine ihrer schönsten Erinnerungen was Filme betrifft, wie sie selbst sagt.
Ann Hui
Ann Hui (Foto: Uncut/Harald Zettler)


Noch nicht so erfahren was die deutsche Hauptstadt angeht ist der katalanische Regisseur Albert Serra. Dafür war er bereits auf zahlreichen anderen Festivals vertreten. In Locarno wurde er für „Geschichte meines Todes“ mit dem Goldenen Leoparden ausgezeichnet, in Cannes dürfte er sich aber besonders wohlfühlen; die meisten seiner Filme starteten dort, unter anderem sein Debütfilm „Ehre der Ritter“. 2022 wurde er er schließlich mit „Pacifiction“ das erste Mal in den Wettbewerb um die Goldene Palme eingeladen. Der eigenwillige Regisseur dreht fast immer nur mit Laiendarstellern, selten mit Drehbuch. Ihm geht es um die Atmosphäre, die ein Film vermittelt. Man darf also gespannt sein, worauf er sein Augenmerk im diesjährigen Wettbewerb legen wird.
Albert Serra
Albert Serra (Foto: Uncut/Harald Zettler)


Brady Corbet kennt man vorrangig als Schauspieler in Filmen wie dem US Remake von „Funny Games“, „Mysterious Skin“ oder auch Lars von Triers „Melancholia“. Erste Regieluft schnupperte er dann mit seinem Kurzfilm „Protect You + Me“ der in Sundance auf großen Anklang stieß. „The Childhood of a Leader“ verschaffte ihm schließlich in Venedig den Preis für den besten Debütfilm und die beste Regie. Der Nachfolger „Vox Lux“ wurde sogar in den Wettbewerb um den Goldenen Löwen eingeladen. Und zur Zeit arbeitet er an seinem dritten Spielfilm „The Brutalist“.
Brady Corbet
Brady Corbet (Foto: Uncut/Harald Zettler)


Die italienische Schauspielerin Jasmine Trinca stieg mit ihrer Rolle in „Das Zimmer meines Sohnes“ von Nanni Moretti offiziell ins Filmgeschäft ein. Seitdem arbeitete sie mit multiplen namhaften Regisseuren zusammen wie beispielsweise Bertrand Bonello („Haus der Sünde“, „Saint-Laurent“). 2007 wurde sie hier auf dem Festival als European Shooting Star gekürt, in Venedig heimste sie den Marcello-Mastroianni Preis ein und für „Fortunata“ und in Cannes den Schauspielpreis in der Kategorie „un certain regard“. Mit „Marcel“ präsentierte sie schließlich in Cannes ihr Regiedebüt.
Jasmine Trinca
Jasmine Trinca (Foto: Uncut/Harald Zettler)


Auch selbst als Außenseiterin sieht sich Oksana Zabuzhko, die als wichtigste lebende Schrifstellerin der Ukraine gilt. Ihr Werk reicht von Gedichten zu Prosa. Die studierte Philosophin und Absolventin der Akademie der Wissenschaften, unterrichte sogar in den USA bereits als Professorin. Der Roman „Die längste Buchtour“, der den aktuellen Russland-Ukraine-Konflikt behandelt, wurde in ihrer Heimat als Buch des Jahres geehrt. Als Autorin läge ihr Fokus selbstverständlich auf dem Drehbuch, doch möchte sie hier einfach ihre Liebe zum Medium ausdrücken und all das nachholen, was sie in zwei Jahren Krieg an Film verpasst hat.
Oksana Zabuzhko
Oksana Zabuzhko (Foto: Uncut/Harald Zettler)


Auf die Frage, wie sie denn am Ende über die Preisträger entscheiden werden gab es verschiedene Antworten. Die Präsidentin sieht den Diskussionen die kommen werden positiv entgegen, selbst wenn diese hitzig werden könnten. Hui betrachtet die Meinungsverschiedenheiten sogar positiv, da dies hier die richtige Plattform sei, sie zu besprechen und gegebenenfalls zu beseitigen. Auch für Trinca seien Diskussionen der Weg Grenzen zu überwinden und Augen und Ohren offen zu halten. Serra antwortet dagegen ganz pragmatisch: es sei für ihn nicht schwer, es müsse eine Entscheidung getroffen werden, es gäbe nunmal keinen anderen Weg. Mehr zum Inhalt der Pressekonferenz gibt es auch noch in unserem Tagesbericht vom Eröffnungstag der Berlinale.

Spätestens am 24. Februar werden wir jedenfalls wissen, wie die Diskussionen gelaufen sind, wenn im Berlinale Palast die Auszeichnungen vergeben werden.
Der Autor
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cinemarkus

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