Für Besucher und Fans war die größte Veränderung bestimmt, dass die Comic Con nicht mehr in den Hallen C und D, sondern erstmals in den Hallen A und B stattgefunden hat. Wer das nicht wusste, musste sich also etwa eine Viertelstunde durch den eisigen Wiener Herbstwind plagen, bis der neue Eingang erreicht war.
Hinter den Kulissen gab es aber noch ein paar weitere Änderungen. So war diesmal eine andere Agentur für die Promotion der Veranstaltung verantwortlich. Während im letzten Jahr noch Chapter 4 zuständig war, führte heuer Curry Com durch das Event. Große Auswirkungen hatte das aber im Wesentlichen nur für geladene Journalisten, die diesmal sowohl ihre beträchtlichen Parkgebühren als auch das Mittagessen selbst zahlen mussten. Dafür hatte man im ersten Stock der Halle B einen großzügigen Pressebereich mit mehr als einem Dutzend ruhigen Räumen mit Panoramablick auf das Geschehen am Parkett, die für Interviews, das Schreiben von Artikeln, das Sichten von Fotos etc. zur Verfügung standen.
Das Duo Patrick Krippner und Chang Xue übernahm ja bereits letztes Jahr nach der zweijährigen Covid-Pause recht kurzfristig die Leitung und hatte für heuer viel mehr Zeit zur Vorbereitung, vor allem, da der Termin diesmal knapp zwei Monate später stattfand als letztes Jahr. Erklärtes Ziel war es, die letztjährigen Besucherzahlen von 35.000 zu überbieten, was mit 39.000 heuer auch tatsächlich gelungen ist. Auf 42.000 m² boten mehr als 500 Aussteller ihre Produkte und Services feil.
In Halle A lag das Hauptaugenmerk auf Videospielen und Cosplay. Neben der Content Creator Stage und der Drag Queen Stage, fiel hier vor allem die Indie Area und der großzügige Nintendo Stand ins Auge. Sonys PlayStation hat man leider ebenso vergeblich gesucht wie alle anderen Videospiel-Hersteller. Aber wenigstens der Mario-Konzern ließ sich nicht lumpen und zeigte neben seinen aktuellen Spiele-Highlights auch schon vorab das neue „Prince of Persia – The Lost Crown“, welches erst am 24. Jänner des nächsten Jahres offiziell erscheinen wird.
Das klare Highlight war bei den Fans aber Halle B. Hier staute es sich in den Gängen derartig, dass man um die Mittagszeit und am frühen Nachmittag teilweise überhaupt nicht mehr durch die Menge kam. In Halle B war nicht nur der Großteil der Händler und auch der Gastronomie untergebracht. Vor allem die Autogramm Areas waren natürlich der Magnet. Teilweise standen Fans mehrere Stunden an, um sich ihre Covers und Goodies von Film- und Serienstars wie Jonathan Frakes („Star Trek“, „X-Factor“), Sam J. Jones („Flash Gordon“, „Ted“ 1+2), John Ross Bowie („The Big Bang Theory“, „Speechless“) oder David Anders („iZombie“, „Alias“, „24“) signieren zu lassen. Überhaupt schien es heuer so, als ob alle geladenen Stars übermäßig viel Präsenz zeigen wollten. Sam J Jones war zum Beispiel oft auch außerhalb der vorgegeben Autogrammzeiten in seiner Box und nahmen sich sehr viel Zeit mit den Besuchern zu quatschen. David Anders wiederum mischte sich immer wieder mal unter die Besucher und schlenderte einfach so durch die Halle.
In den Interviews ließ David Anders tief blicken und erklärte uns, warum er sich nicht als „Ladies‘ Man“ sieht und wieso es nie zum geplanten „Sark“-Spin Off von „Alias“ gekommen ist. John Ross Bowie wiederum war überraschend ehrlich und erzählte, dass er für kommendes Jahr noch keine fixe Rolle hat und nun, nach dem Ende des Autorenstreiks, erstmal wieder zu Castings gehen muss. Außerdem liebt er Kinder Überraschungseier und die Musik von Falco. Sam J Jones gab sich als totaler Gentleman, berichtete, dass er oft mit Dolph Lundgren verwechselt wird und sich einen dritten Teil von „Ted“ wünschen würde.
Aber auch bekannte Autoren, Comiczeichner sowie Synchronsprecher waren präsent und versuchten alle Fanwünsche geduldig zu erfüllen. „The Witcher“-Erfinder Andrzej Sapkowski war ebenso vertreten wie „Die Flüsse von London“-Autor Ben Aaronovitch oder der sympathische „Die Zwerge“-Erfinder Markus Heitz. Manche von ihnen signierten dabei gratis ihre Bücher und Comics (z.B. Mirka Andolfo), wenn man diese mitbrachte, andere verlangten für jeden Strich bare Münze (z.B. Ryan Ottley). Für 20 Euro konnte man sich schließlich noch eine Voicemail von den sympathischen deutschen Synchronsprecherinnen von Jennifer Lawrence (Maria Koschny) oder Reese Witherspoon (Manja Doering) aufnehmen lassen.
In Summe war die Veranstaltung auch heuer wieder ein wichtiges Lebenszeichen für die Popkultur in Österreich. Unser Land ist an solchen Events ohnehin nicht sonderlich reich. Schön, dass sich die Comic Con mittlerweile etablieren konnte und aus Wien nicht mehr wegzudenken ist. Wir freuen uns bereits auf die nächstjährige Ausgabe, die am 23. Und 24. November 2024 stattfinden wird.
23. November 2023, 21:20 Uhr
Wien
Vienna Comic Con 2023: Bleibt alles anders?
Bereits im Vorfeld der siebten Vienna Comic Con konnte man einige Veränderungen erkennen. Trotzdem war dann aber fast alles wie immer!
von
Christian Werner (Highlander)